Polizei darf »nicht vertuschen und kleinreden«

Berufsvereinigung PolizeiGrün fordert eine Studie über den inneren Zustand der Polizei

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Angesichts rechtsextremer Chats bei der nordrhein-westfälischen Polizei fordert die Berufsvereinigung PolizeiGrün ein Ende des falsch verstandenen Korpsgeists unter den Beamten und eine neue Fehlerkultur. »Die Polizei macht Fehler, sie soll Fehler machen dürfen. Sie darf sie nur nicht vertuschen und kleinreden«, sagte ihr Chef, Oliver von Dobrowolski, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Für Fehler unter Stress etwa habe jeder Verständnis. »Aber menschenfeindliche Ausfälle, gelebter Rassismus, der in Polizeigewalt mündet - das darf es nicht mehr geben.«

Insbesondere die politische Bildung an den Polizeischulen müsste dringend erneuert werden. »Es braucht Diversity-Kompetenz, Kommunikations-Kompetenz. Und wir brauchen wieder mehr Frauen in der Polizei.« Auf die Frage, wie viele Polizeibeamte auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, sagte der Berliner Kriminalhauptkommissar: »Ich hoffe, die Mehrheit. Also mehr als 50 Prozent. Ich will nicht raten. Wir brauchen auch keine Studie nur über Rassismus in der Polizei, sondern eine Studie über den inneren Zustand der Polizei.«

Weiter sagte er, bei Polizistinnen und Polizisten sei der Korpsgeist oft zum Reflex geworden, nach dem Motto: Wir sind die Guten, wir halten zusammen. »Ich habe das nie verstanden, ich finde das affig. Natürlich stehst du für deine Kolleginnen und Kollegen ein, aber nicht um den Preis, dass das eine Fehlerkultur verhindert.«

Am Wochenende hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Rede zum Oktoberfest-Attentat vor 40 Jahren auch Bezug genommen auf rechtsextreme Verdachtsfälle bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. »Feinde der Freiheit und der Demokratie dürfen in der Polizei nicht geduldet werden«, sagte er. Polizeiführungen und politisch Verantwortliche dürften kein Klima dulden, in dem diese Netzwerke entstehen und gedeckt werden könnten. Auch möglichen Defiziten bei der Strafverfolgung müsse nachgegangen werden. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal