nd-aktuell.de / 05.10.2020 / Unten links / Seite 1

Hals wünschen

Unten Links

In den letzten Tagen ergaben sich im Zuge eines einschneidenden Ereignisses interessante moralphilosophische Fragen: Was darf man wem an den Hals wünschen? Oder in den Hals. Oder aus dem Hals wieder heraus? Und wirkt so ein Wunsch, wenn der Verwünschte selbst gar nicht daran glaubt? Das gilt ja für gute wie auch schlechte Wünsche: glaubt der Bewünschte nicht ans Gute, Wahre und Schöne, läuft ein Wunsch danach vielleicht komplett ins Leere. Das wäre dann heftigste Wunschzeitverschwendung, und Zeitverschwendung ist nun das letzte, was in der schönsten und schnellsten aller Welten moralisch zulässig wäre. Das heißt, man darf das schon, aber das muss ein Ziel haben. Und einen tollen Namen braucht die Tätigkeit. Nur »Löcher in die Luft starren« ist nicht drin, »achtsam dem inneren Wolkenflug folgen« - das passt doch viel besser. Deshalb wird auch hier keine Zeit und Zeile mehr verschwendet und dem einen das gewünscht, was der andere gerade erlebt: Boris Johnson fühlt sich gerade »fit wie ein Turnschuh« - und in Turnschuhen ist doch gut laufen. Aus Downing Street oder Weißem Haus. stf