Werbung

Abwegiger Vater

Emomali Rahmon ist weitere sieben Jahre tadschikischer Präsident

  • Othmara Glas, Almaty
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Spott in den sozialen Medien war Emomali Rahmon am Montag sicher. Das Staatsoberhaupt von Tadschikistan hat die Präsidentschaftswahl am Sonntag mit 90,1 Prozent der Stimmen gewonnen - bei vier Gegenkandidaten. Einige meinten, er solle doch mal Nachhilfe in Sachen Wahlfälschung bei seinem Nachbarn nehmen. Der turkmenische Präsident hatte 2017 bei immerhin acht Gegnern ein Ergebnis von 97,7 Prozent erhalten.

Rahmon, studierter Ökonom, machte schon in der Sowjetunion Karriere als Apparatschik. Im Bürgerkrieg, der nach der Unabhängigkeit in Tadschikistan wütete, sicherte er sich die Staatsführung. 1994 wurde er erstmals zum Präsidenten gewählt. Er regiert damit nach Alexander Lukaschenko in Belarus am längsten im postsowjetischen Raum. Seitdem trieb er den Staatsauf- und -umbau nach seinen Wünschen voran. Oppositionelle hat er konsequent aus dem Land getrieben oder als Terroristen verhaften lassen.

Rahmon versucht einiges, um sich vom sowjetischen Erbe loszusagen. Vor einigen Jahren strich der gebürtige Rahmonow die slawische Endung -ow aus seinem Nachnamen und verfügte, dass Neugeborene nur noch tadschikische Namen erhalten sollen. Im präsidentiellen Spiel »Wer hat den Größten?« ließ er 2011 in der Hauptstadt Duschanbe den mit 165 Metern bis dato höchsten Fahnenmast der Welt errichten. Der Rekord hielt drei Jahre.

Lange gab es Gerüchte, dass sich der mittlerweile 68-jährige Rahmon in diesem Jahr zur Ruhe setzen und die Amtsgeschäfte an seinen Sohn übergeben wolle. Dafür wurde extra die Altersgrenze für Präsidentschaftskandidaten auf 30 Jahre herabgesetzt. Doch Rustam Emomali schien ihm wohl noch nicht reif genug für das Amt zu sein. So trat Rahmon an, sich für eine fünfte Amtszeit bestätigen zu lassen. Der »Begründer des Friedens und der nationalen Einheit - Führer der Nation«, wie sein offizieller Titel lautet, wird nun voraussichtlich bis 2027 regieren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal