Erdogan kappt die Leinen

Peter Steiniger über Ankaras neue Provokationen im Streit mit der EU

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 1 Min.

Die »Oruc Reis« soll wieder auf Fahrt gehen. Das knallig in die türkischen Nationalfarben getauchte Forschungsschiff will mit militärischem Geleitschutz im östlichen Mittelmeer erneut nach Öl und Gas unter dem Meeresboden schnüffeln, den auch die Nachbarstaaten Zypern und Griechenland beanspruchen. Die Beschlüsse des letzten EU-Gipfels zum Konflikt müssen den türkischen Staatschef nur mittelschwer beeindruckt haben. Durch die Wiederaufnahme seiner aggressiven Linie auch an dieser Front teilt Erdogan mit, wie sehr ihm Punkt eins der dort beschlossenen Doppelstrategie aus leeren Drohungen und wirtschaftlichen Anreizen egal sein kann.

Angesichts der türkischen Provokation ist Außenminister Heiko Maas sofort aufgebrochen, um Nikosia und Athen einen feuchten Händedruck der Solidarität zu überbringen. Nach Ankara sendet Berlin nur einen »scharfen« Appell, sich bitte, bitte zu mäßigen. Doch die ehrgeizige Mittelmacht am Mittelmeer folgt eigenem Kalkül. Deutsche Waffen und EU-Kohle nimmt die Türkei gerne mit, doch von einem Beitritt zum Staatenbund ist das Land mittlerweile weiter entfernt als der Mond. Das Lockmittel zieht bei Sultan Erdogan nicht. Als Migrations-Schleusenwärter und Nato-Vorposten reizt die Türkei ihre Trümpfe voll aus. Und zu Hause sticht Nationalismus immer.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal