Wieder daheimbleiben

Strikte Ausgangsbeschränkungen in bayerischem Landkreis / Irland verfügt landesweiten Lockdown

Die Touristen mussten gehen, die Einwohner dürfen ihr Zuhause nur noch mit einem triftigen Grund verlassen: Im Landkreis Berchtesgadener Land gelten seit Dienstag 14 Uhr strikte Ausgangsbeschränkungen – zunächst für zwei Wochen. Vor Inkrafttreten der Maßnahmen gingen viele Bewohner noch einmal einkaufen. Nach Angaben der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH mussten etwa 2500 Urlauber das Gebiet verlassen. In Bayern sind es die ersten Beschränkungen dieses Ausmaßes seit langem. Auch Schulen und Kitas sind geschlossen.

Die hohen Infektionszahlen hatten die drastischen Einschränkungen notwendig gemacht. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche) lag in dem Landkreis zuletzt bei 272,8. Die Rate ist damit bundesweit die höchste. Laut Landratsamt gibt es im Kreis ein »diffuses Ausbruchsgeschehen« ohne klare Infektionsquellen. Landrat Bernhard Kern (CSU) bezeichnete die Maßnahmen als unvermeidlich. Die Zahl der Corona-Patienten im Krankenhaus in Bad Reichenhall steige, erklärte Kern am Dienstag gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Das sei ein Grund für die Verschärfungen. Engpässe gebe es aber noch nicht.

Lob für die strikten Einschränkungen kam von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die Infektionszahlen seien fünfmal so hoch, wie es »tolerabel« sei, sagte er gegenüber RTL/ntv. Altmaier lobte die Verantwortlichen im Kreis und die bayerische Staatsregierung für ihr schnelles und umfassendes Handeln: »Damit helfen sie uns, einen allgemeinen Lockdown in ganz Deutschland zu verhindern.«

Das Geschehen in dem bayerischen Landkreis spielte am Dienstag auch am anderen Ende der Republik eine wichtige Rolle. In Schwerin mussten Corona-Beratungen der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern mit Vertretern von Kommunen und Verbänden abgebrochen werden, weil ein Mitarbeiter der Staatskanzlei positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden war. Er sei kürzlich aus dem Berchtesgadener Land zurückgekehrt, hieß es. Die Beratungen sollten als Telefonkonferenz fortgesetzt werden. Es ging um Änderungen der Corona-Landesverordnung, darunter um eine Anpassung der Quarantäneverordnung, mit der Einreisen von Touristen aus Corona-Risikogebieten erleichtert werden sollten.

Während in Deutschland noch versucht wird, der Pandemie mit strengen lokalen Maßnahmen beizukommen, verhängte Irland als erster EU-Mitgliedsstaat einen landesweiten Lockdown nach dem Frühjahr. Von diesem Mittwoch an gilt dort eine sechswöchige Ausgangssperre, wie Ministerpräsident Michael Martin am Dienstag mitteilte. »Jeder im Land wird aufgefordert, zu Hause zu bleiben«, sagte Martin in einer Fernsehansprache. Die Menschen dürften sich nur noch fünf Kilometer von ihrem Wohnort weg bewegen. Schulen und Kindertagesstätten sollen allerdings geöffnet bleiben, laut Martin, »weil wir nicht zulassen können und wollen, dass die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen ein weiteres Opfer dieser Krankheit wird«. Alle nicht notwendigen Geschäfte in Irland müssen hingegen schließen. Restaurants und Bars dürfen nur noch Außer-Haus-Service anbieten.

Auch in Italien und Spanien spitzt sich die Lage erneut zu. Ab Donnerstag müssen die Menschen in der norditalienischen Region Lombardei bis zum 13. November von 23 Uhr bis 5 Uhr zu Hause bleiben. Ausnahmen gibt es aus medizinischen oder beruflichen Gründen. In Spanien sind ebenfalls ab Donnerstag in der nordöstlichen Region Navarra Ein- und Ausreisen nur noch aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen oder zum Besuch von Bildungseinrichtungen erlaubt. Bars und Restaurants müssen dicht machen, Geschäfte um 21 Uhr schließen. Mit Agenturen

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