Frühere Ende-Gelände-Sprecherin will in den Bundestag

Kathrin Henneberger will für die Grünen einziehen. Am Freitag hat sie ihre Bewerbung bei zwei Kreisverbänden abgegeben.

In der Klimagerechtigkeitsbewegung ist Katrin Henneberger eine Berühmtheit. RWE erteilte ihr 2019 ein Hausverbot für die Werksgelände im Rheinischen Revier. Sie sollte eine Unterlassungsverpflichtung unterschreiben. Henneberger weigerte sich. Blieb weiter aktiv. Egal ob beim Steinkohlekraftwerk Datteln 4 oder aktuell im Dannenröder Wald. Kathrin Henneberger ist immer dabei, wenn die Klimagerechtigkeitsbewegung auf die Straße oder in den Baum geht. Doch Henneberger war schon politisch aktiv, bevor sie sich durch radikalen Aktivismus einen Namen gemacht hat.

Von 2008 bis 2009 war sie Bundessprecherin der Grünen Jugend. An dieses Engagement möchte sie jetzt anschließen und für die Grünen in den Bundestag einziehen. Sie will »weiter aktiv gegen die zerstörerische fossile Industrie streiten«, das Kohlegesetz verändern und an der Seite der bedrohten Dörfer am Rand des Tagebaus Garzweiler stehen. Deswegen bewirbt sie sich in den Grünen Kreisverbänden von Mönchengladbach und dem Kreis Heinsberg. Die ganze Region liegt ihr am Herzen. Auch sozialpolitisch will Henneberger einen Schwerpunkt setzen. »Genauso wie wir die Kohlekraftwerke abschalten müssen, müssen wir das repressive Hartz-IV System beenden«, fordert sie. Kinder müssten in Würde aufwachsen und eine Zukunft haben.

Mit einem linken, sozialen Profil für die Grünen kandidieren, die auf schwarz-grün zusteuern und in Hessen den Bau der A 49 durch den Dannenröder Wald mitverantworten? Passt das? Heeneberger sagt Ja. Es sei Zeit sich der Klimakrise auch im Parlament in den Weg zu stellen. Ihre Kandidatur sei wichtig, weil es gerade an parlamentarischem Widerstand gegen Räumung und Rodung im Dannenröder Wald fehle. Die Verkehrspolitik in Deutschland werde »primär von Männern gestaltet«, diesen »patriarchalen Machtstrukturen«, bei denen fossile Lobbystrukturen einen großen Machteinfluss hätten, will sie sich entgegenstellen. Es sei kein einfaches Ziel, sich der Klimakrise entgegenzustellen. Das schrecke sie aber nicht.

Für Klimagerechtigkeit will Kathrin Henneberger im »Bundestag genauso wie in den Baumwipfeln« kämpfen. Die Erfolgsaussichten von Henneberger sind ungewiss. Mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor haben die nordrhein-westfälischen Grünen kürzlich eine prominente Person aufgestellt, die sich in den Themenfeldern Islam und Integration außerhalb der Partei einen Namen gemacht hat. Ob die Partei auch auf Hennebergers Bewerbung so positiv reagiert ist fraglich. Schließlich beanspruchen die Grünen beim Themenfeld Klimawandel eine hohe eigene Kompetenz für sich.

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