+++ Patientenschützer fordern tägliche Schnelltests in der Pflege +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 17. November 2020: +++ Bund will Mitarbeitern zweiten Sitzplatz zahlen +++ Arbeitsmarkt stabilisiert sich +++

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge 14.419 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind knapp 1000 Fälle weniger als vor einer Woche, wie aus Angaben des RKI vom Dienstagmorgen hervorgeht. Am vergangenen Dienstag hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 15.332 gelegen - und damit erstmals seit September unter dem Wert vom Dienstag zuvor (15.352). Der Höchststand war am vergangenen Freitag mit 23.542 gemeldeten Fällen erreicht worden.

Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie insgesamt 815.746 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 17. 11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Dienstag um 267 auf insgesamt 12.814. Das RKI schätzt, dass rund 530.200 Menschen inzwischen genesen sind.

Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 0,97 (Vortag: 1,03). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch knapp 100 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

+++ Patientenschützer für tägliche Schnelltests in der Pflege +++

Berlin. Patientenschützer haben die vom Bund zugesagten günstigen Schutzmasken für Corona-Risikogruppen im Winter begrüßt, fordern aber außerdem tägliche Schnelltests in der Pflege. Für mehr als 18 Millionen Menschen sei das Angebot hochwertiger FFP2-Masken hilfreich, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Im Gegensatz zum Frühjahr bestehe in der Pflege aber kaum Mangel an Mund-Nasen-Schutz. »Was jedoch fehlt, sind Schnelltests.« Es müssten sofort tägliche Antigen-Tests von Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflegekräften beginnen. Zu klären sei, wer dies bezahle und personell unterstütze.

Ältere Menschen und chronisch Kranke mit erhöhtem Risiko für schwere Corona-Verläufe sollen für den Winter insgesamt 15 FFP2-Masken gegen eine geringe Eigenbeteiligung erhalten können. Die Kosten übernimmt der Bund, wie nach Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Montag mitgeteilt wurde. Eine bereits seit Mitte Oktober geltende Verordnung ermöglicht, dass neue Schnelltests in Kliniken und der Pflege auf breiter Front kommen. In Pflegeheimen sind bis zu 20 Tests im Monat pro Bewohner auf Kassenkosten möglich.

Brysch sagte, das Coronavirus müsse gestoppt werden, bevor die vier Millionen Menschen in der ambulanten und stationären Pflege infiziert würden. Die Krankheitsverläufe seien dort schwerer, die Sterberate sei hoch. Klassische PCR-Tests hätten aber Grenzen, und es dauere zu lange, bis Ergebnisse vorliegen. Quarantäneregelungen verschärften zudem die Personalsituation.

+++ Bund will Mitarbeitern zweiten Sitzplatz zahlen +++

München. Der Bund plant einem Zeitungsbericht zufolge zum Schutz seiner Mitarbeiter auf Dienstreisen, diesen während der Coronakrise einen zweiten, leeren Nachbarplatz zu zahlen. Für Bahnfahrten könne ein zusätzlicher Nachbarplatz gebucht (nicht nur reserviert) werden, heißt es in einem Schreiben des Bundesinnenministeriums an Oberste Bundesbehörden aus dem die »Süddeutsche Zeitung« zitiert. Die Maßnahme gilt demnach zunächst befristet bis Ende März und soll im Sinne des Infektionsschutzes einen größeren Abstand zu den Mitreisenden gewährleisten.

Die Eindämmung des Coronavirus - und der erneute Herbst-Anstieg

Bislang lehnen Bund und Bahn einen garantierten Mindestabstand in den Fernzügen für alle Passagiere ab. Bahn und Verkehrsministerium verweisen darauf, dass es keinen Nachweis über eine besondere Ansteckungsgefahr in Zügen gebe. Der Bund und der Konzern wollen am offenen System ohne Reservierungspflicht festhalten.

+++ Arbeitsmarkt stabilisiert sich +++

Wiesbaden. Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich im dritten Quartal dieses Jahres leicht vom Corona-Schock erholt. Nach einem deutlichen Rückgang im Frühjahr stieg die Zahl der Erwerbstätigen wieder um 0,1 Prozent auf 44,7 Millionen Menschen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Bereinigt um Saisoneffekte machte das noch einen Rückgang um 0,1 Prozent zum Vorquartal aus. Zum Vorjahresquartal sank die Zahl der Erwerbstätigen in den Monaten Juli bis September allerdings um 1,4 Prozent oder 654.000 Menschen.

Betroffen waren hier vor allem die Bereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie Leiharbeit. Auch in der Industrie gab es weniger Jobs, während Öffentlicher Dienst, Gesundheit sowie Information und Kommunikation zulegten. Überdurchschnittlich stark ging erneut die Zahl der Selbstständigen und ihrer mithelfenden Familienangehörigen zurück.

Kurzarbeiter werden in der Statistik weiter als erwerbstätig geführt. Allerdings wirkt sich die Kurzarbeit auf die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden aus. Sie gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,6 Prozent auf 344,9 Stunden zurück. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen sank um 4,0 Prozent auf 15,4 Milliarden Stunden.

+++ Ramelow: Karneval ins Internet verlegen +++

Erfurt. Nach Einschätzung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) werden die Menschen im Freistaat Karneval größtenteils im Internet verfolgen müssen. »Das, was ich mir gewünscht hätte, nämlich Karnevalsveranstaltungen, die in der Lage wären, eine gewisse Fröhlichkeit zu zeigen, das werden wir zum überwiegenden Teil ins Internet verlegen müssen«, sagte Ramelow nach einer Schalte mit seinen Länderkollegen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Regierungschefs hatten am Montagabend ausgewertet, wie der seit zwei Wochen andauernde Teil-Lockdown im Kampf gegen die Corona-Pandemie wirkt. Der 64-Jährige sprach davon, dass sich Menschen wenigstens an Weihnachten im Kreis der Familie treffen können sollen. Dies wolle man erreichen. Agenturen/nd

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