Stille Feier

Wenn die laotische Volksrepublik am Mittwoch den 45. Jahrestag ihres Bestehens feiert, liegt der Corona-Schatten über dem Land.

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 2 Min.

Runde Jubiläen werden groß gefeiert. 45 Jahre sind nicht so richtig rund, aber immerhin ein Meilenstein in der sich in Fünf-Jahres-Rhythmen vollziehenden Entwicklung der Demokratischen Volksrepublik Laos. Doch an diesem Mittwoch fällt die Feier eher bescheiden aus.

Blieb das Land von den gesundheitlichen Auswirkungen der Covid-Pandemie weitgehend verschont, so schlugen die wirtschaftlichen Auswirkungen unbarmherzig zu. Hinzu kommt, dass die zweite Welle der Erkrankungen in einem einzigen Flieger gleich 14 positiv Getestete ins Land schwemmte. Prompte Reaktion ist die noch stärkere Abschottung, nachdem sich gerade eine Lockerung andeutete.

Im Land selbst läuft das Leben inzwischen weitgehend normal und auch größere Veranstaltungen, wie zum Beispiel die derzeit stattfindenden Parteikonferenzen in Provinzen und Ministerien des Landes in Vorbereitung auf den Parteitag der Laotischen Revolutionären Volkspartei im kommenden Jahr oder die traditionellen Neujahrsfeste verschiedener ethnischer Gruppen, können stattfinden.

Dennoch sind die Wirkungen der Pandemie überall spürbar - im Guten wie im Schlechten. Denn geschlossene Grenzen halten nicht nur ausländische Touristen fern, sie halten auch die Einheimischen von den üblichen wochenendlichen Einkaufstouren ins benachbarte Thailand ab. Seitdem florieren die Supermärkte der Hauptstadt. Auch Bergbau und Industrie laufen wieder in normalen Bahnen, selbst der Export lag im Oktober knapp über dem Vorjahreswert. Doch gesunkene Steuereinnahmen und ein chronisches Handelsdefizit, verschärft durch ausbleibende Einnahmen aus dem Tourismus, lassen die Reserven des Staates schwinden.

Die Regierung ist dennoch zuversichtlich und hält unbeirrt an den Megaprojekten fest, die dem Land mehr Einnahmen bescheren sollen. Wasserkraftwerksprojekte werden vorangetrieben, wie auch kostspielige Infrastrukturprojekte, allen voran die Eisenbahnverbindung von der laotischen Hauptstadt Vientiane zur chinesischen Grenze. Überhaupt China. Kaum etwas im Land geht noch ohne den großen Nachbarn im Norden. Pünktlich zum Jahrestag hat die chinesische Regierung für 300 Millionen Yuan (etwa 38 Millionen Euro) die Straßenbeleuchtung in der Vientianer Innenstadt erneuert. Und auch der erste Abschnitt einer bis nach China führenden Autobahn wird seiner Bestimmung übergeben. Die allerdings gab es nicht geschenkt, handelt es sich doch um eine Mautstraße, die nun Stück für Stück von den Nutzern abgezahlt werden wird.

Dass nicht großartig gefeiert werden kann, ist auch Premierminister Thongloun Sisoulith klar. Auf der turnusmäßigen Tagung des Kabinetts ging es vielmehr um Krisenmanagement.

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