nd-aktuell.de / 02.12.2020 / Politik

Mächtigster slowakischer »Oligarch« festgenommen

Jaroslav Hascak weiß angeblich nicht, was ihm vorgeworfen wird / Zusammenhang mit Ermittlungen um Journalistenmord 2018 denkbar

Bratislava. Die slowakische Polizei hat am Dienstag einen der reichsten und einflussreichsten Männer des EU-Landes festgenommen. Gegenüber Journalisten behauptete Jaroslav Hascak, er wisse selbst nicht, was ihm vorgeworfen werde. Medien werteten die Festnahme des Chefs der Finanzgruppe Penta hingegen als bisher spektakulärsten Schlag im Zuge einer Verhaftungsserie, die vom Mord am Investigativ-Journalisten Jan Kuciak im Februar 2018 ausgelöst worden war.

Hascak gilt seit über zwanzig Jahren als der mächtigste der sogenannten Oligarchen, die sich systematisch Gefallen von Politikern erkauft haben sollen. Das Nachrichtenportal Aktuality.sk, für das Kuciak gearbeitet hatte, berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, Hascak sei ein Tarngeschäft nachgewiesen worden, mit dem er den Kauf eines Beweismittels verschleiert habe.

Die kopierte Tonaufnahme einer Abhöraktion aus den Jahren 2005 und 2006 unter dem Codenamen »Gorilla« könnte beweisen, dass Hascak durch Bestechung die Privatisierungen der vom Christdemokraten Mikulas Dzurinda geführten Regierung gelenkt hatte. Dazu gehörten auch die Verkäufe von Energieversorgern an deutsche Firmen.

Dass eine noch nicht als echt bestätigte Abschrift der Tonaufzeichnungen an die Öffentlichkeit gelangte, besiegelte die Niederlage der Christdemokraten bei der Parlamentswahl 2012. Hascak konnte zwar weitere Enthüllungen nicht verbieten lassen. Die Beweislage gegen ihn reichte bisher nicht für eine Anklage.

Die von Hascak geführte Finanzgruppe Penta ist nach eigenen Angaben »der führende Player auf den Immobilienmärkten der Slowakei, Tschechiens und Polens«, besitzt Banken und Finanzunternehmen in Tschechien und der Slowakei, Schlüsselanteile an slowakischen und tschechischen Medien sowie mit einer Krankenkasse, mehreren Privatkliniken, Ambulanzen, Apothekenketten und einem Rettungsdienst den Großteil des privaten Gesundheitswesens der Slowakei. dpa/nd