Vogelgrippe auf dem Vormarsch

Vierter Fall der Geflügelpest in Brandenburg nachgewiesen - nach Prignitz und Ostprignitz-Ruppin nun auch Havelland betroffen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Die auch als Geflügelpest bekannte, hochansteckende Vogelgrippe ist im Nordwesten des Landes Brandenburg auf dem Vormarsch. Seit ihrem ersten, am 7. November bei einem toten Kranich im Landkreis Ostprignitz-Ruppin amtlich bestätigten Auftreten ist mittlerweile der vierte Fall registriert worden. Wie das zuständige Verbraucherschutzministerium in Potsdam am Freitag über den Kurznachrichtendienst Twitter bestätigte, wurde nun erstmals im Landkreis Havelland eine Graugans positiv auf H5N8 getestet.

Wie die »Märkische Allgemeine Zeitung« berichtete, habe das Friedrich-Loeffler-Institut (RFI) auf der Ostseeinsel Riems das Ergebnis am Donnerstag gemeldet. Die Untersuchung war im Nationalen Referenzlabor für Geflügelpest des RFI durchgeführt worden. Unter Berufung auf einen Kreissprecher hieß es, dass der flugunfähige Vogel bereits am 29. November an der Havel in der Nähe von Hohennauen auf einer Weide aufgefunden und anschließend an das Landeslabor Berlin-Brandenburg zur Untersuchung eingesandt worden war. Wie es hieß, seien in der näheren Umgebung des Fundortes beim Ortsteil Höhennauen der Gemeinde Seeblick weder größere Geflügelhaltungen bekannt noch Erkrankungen aus den Hausgeflügelbeständen gemeldet worden.

Umliegende Geflügelhalter wurden aufgefordert, den Tierbestand zu beobachten und Auffälligkeiten zu melden. Zuvor waren bereits im November zwei Fälle von Vogelgrippe im Kreis Prignitz und ein Fall im Landkreis Ostprignitz-Ruppin registriert worden.

Die Geflügelpest tritt seit Ende Oktober verstärkt in Deutschland auf. Fälle gab es auch in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern. Ein Fall der Tierseuche wurde auch in Berlin bestätigt. Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte am 18. November bei einem Pressetermin anlässlich des einjährigen Bestehens der regierenden rot-schwarz-grünen Koalition auf die Ausbreitung der Vogelgrippe im Land hingewiesen. Durch die Corona-Pandemie sowie den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und der Vogelgrippe habe sich ihr Ministerium zum Krisenzentrum der Landesregierung entwickelt, hatte sie erklärt.

Jetzt rief das Ministerium Hobbyhalter nochmals eindrücklich dazu auf, Ställe gegen unbefugten Zutritt zu sichern und fremden Personen das Betreten nur mit betriebseigener Schutz- oder Einwegkleidung zu erlauben. Zudem sollte es Möglichkeiten zum Händewaschen und zur Desinfektion von Schuhen geben. Alle Geflügelhalter seien aufgefordert, die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Auch Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel sollte vermieden werden.

Der Geflügelwirtschaftsverband Brandenburg hatte schon nach den ersten Fällen zur Wachsamkeit gemahnt und geraten, lieber einmal mehr die Kleidung und Schuhwerk zu wechseln und im Freien stehendes Wasser und Futter wegzuräumen. »Bei uns ist seit dem ersten Fall Alarmstufe rot«, sagte Geschäftsführerin Katharina Standke der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Jedem Halter sei bewusst, dass das Virus in der Luft sei. Sie empfahl, Desinfektionswannen aufzustellen, die die Halter durchlaufen sollten.

Teile Brandenburgs, darunter auch des Landkreises Ostprignitz-Ruppin, liegen laut Verbraucherschutzministerium mittlerweile im Beobachtungsgebiet, nachdem im benachbarten Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (Mecklenburg-Vorpommern) nahe der Landesgrenze in einem Legehennen-Betrieb der Geflügelpest-Erreger nachgewiesen wurde. Für Geflügelhalter dort gilt eine Stallpflicht für das gesamte Geflügel. Staatssekretärin Anna Heyer-Stuffer rief am Donnerstag zu höchster Wachsamkeit auf. »Bislang sind keine Geflügelpestfälle beim Nutzgeflügel im Beobachtungsgebiet auf brandenburgischer Seite aufgetreten«, erklärte sie. Die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Erregers und auch eines möglichen Eintrags in Nutzgeflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen seit hoch. Daher sei unbedingt der Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel zu vermeiden.

Infektionen bei Menschen mit dem Erreger sind laut Ministerium bisher nicht bekannt, die Übertragung über infizierte Lebensmittel ist unwahrscheinlich. Mit dpa

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