nd-aktuell.de / 15.12.2020 / Kommentare / Seite 8

Schon vor der Krise vernachlässigt

Simon Poelchau über ungleiche Einkommensverluste durch Corona

Simon Poelchau

Als am Sonntag der harte Lockdown verkündete wurde, ging es natürlich auch wieder um Hilfen für Unternehmen und Solo-Selbstständige. So wichtig diese auch sind, um eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern, so deutlich wurde auch, dass viele wieder leer ausgingen: Nämlich all jene Beschäftigte, die auch von der Krise betroffen sind. Dabei macht eine am Montag veröffentlichte Studie abermals deutlich[1], dass ausgerechnet jene besonders von der Krise betroffen sind, die schon davor wenig hatten.

Bei vielen dieser Menschen greift auch die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes zu kurz, die übrigens die einzige Maßnahme ist, die von der Krise betroffenen abhängig Beschäftigten zugute kommt. Die Einführung eines Mindestkurzarbeitergeldes war deswegen im Gespräch, damit auch jene, denen es eh schon schwerfällt, in der Pandemie über die Runden kommen können. Doch davon wollte man in der Großen Koalition nichts wissen. Auch eine krisenbedingte Anhebung der Hartz-IV-Sätze, von der all jene profitiert hätten, die sich mit Minijobs über Wasser halten und diese nun verloren haben, also zum Beispiel viele Kneipenbedienungen, gab es nicht.

So zynisch das auch ist, so sehr passt es doch in eine Politik, die die untere Hälfte der Gesellschaft schon vor der Krise vernachlässigt hat.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1145761.soziale-ungleichheit-die-meisten-einschnitte-gibt-es-unten.html