In Quarantäne noch vor Weihnachten?

Fragen & Antworten

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ministerpräsidenten der Länder rufen dazu auf, sich vor den Weihnachtsfeiertagen in eine möglichst mehrtägige häusliche Selbstquarantäne zu gehen. Damit solle die Gefahr von Corona-Infektionen im Umfeld der Feierlichkeiten so gering wie möglich gehalten werden.

Wie sinnvoll ist eine mehrtägige Selbstquarantäne?

Die sogenannte Inkubationszeit beträgt laut Medizinstatistiker Tim Friede von der Uni Göttingen im Durchschnitt fünf bis sechs Tage. Gemeint ist die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung. Man kann jedoch auch davor und danach infektiös sein. Auch das Robert- Koch-Institut (RKI) beruft sich auf diese Zahlen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass ein großer Teil der Infizierten gar keine klinischen Symptome entwickelt hat und dennoch infektiös sein kann. Das ist in etwa 15 bis 45 Prozent der Fall und betrifft vor allem junge Leute.

Ein weiteres Problem der Selbstquarantäne ist auch, dass es hier keinen zeitlichen Bezugspunkt gibt, wie etwa ein erster negativer Test. Man weiß daher nicht, ob sich die jeweilige Person infiziert hat oder nicht und ob sie schon oder vielleicht nicht mehr infektiös ist. Das Infektionsrisiko ist auch nach fünf Tagen Selbstquarantäne noch für erheblich. Dennoch ist eine Quarantäne von vier bis fünf Tagen natürlich besser als gar keine Quarantäne.

Zudem könnten in seltenen Fällen - bei weniger als fünf Prozent der Infizierten - auch erst nach 10 bis 14 Tagen Symptome auftreten. Bis wann maximal Symptome auftreten können, lässt sich nicht genau festmachen. Aber die Wahrscheinlichkeit wird immer geringer, je mehr Tage vergehen.

Wie wahrscheinlich ist es, auch nach der durchschnittlichen Inkubationszeit noch Symptome zu entwickeln?

Aus den genannten Daten kann man ableiten, dass die Wahrscheinlichkeit, Symptome zu entwickeln, auch nach fünf Tagen noch bei durchaus 50 Prozent liegen könnte. Wenn man von einer Inkubationszeit, also einem Mittelwert von fünf bis sechs Tagen ausgeht, bildet dieser Mittelwert den Höhepunkt der symmetrischen Kurve. Folglich würden etwa 50 Prozent der Fälle erst nach diesem durchschnittlichen Mittelwert Symptome entwickeln.

Ist man erst nach Auftreten der Symptome infektiös?

Nein, Erkrankte können schon vorher infektiös sein, und zwar etwa ein bis drei Tage vorher. Das mache die Sache natürlich viel komplizierter, da die Betroffenen dies nicht wissen können, es sei denn, sie wurden getestet.

Wann im Verlauf der Infektion ist man besonders ansteckend?

Die Erfahrungen zeigen, dass man ein bis drei Tage vor Auftreten der Symptome schon »hochgradig infektiös« ist. Der Grund ist, dass sich das Virus zunächst stark in der Mundhöhle vermehrt und erst dann in die Lunge wandert. Aber auch in den zwei bis drei Tagen nach dem Auftreten der Symptome ist die Gefahr einer Ansteckung noch »sehr hoch«.

Der Höhepunkt einer Infektion lässt sich nicht pauschal bestimmen, sondern hängt von der Infektionsdosis ab. Wenn Person A 100 Viruspartikel aufnimmt und Person B 100 000 Viruspartikel, dann wird Person B eine kürzere Inkubationszeit haben, schneller Symptome entwickeln und somit auch früher hochgradig infektiös sein.

Ab wann ist man infektiös?

Eine Infektion ist frühestens nach zwei, typischerweise nach vier bis sieben Tagen nach der Begegnung mit einer infektiösen Person etwa mittels PCR-Test feststellbar und erst dann ist man ansteckend. Infektionssymptome treten noch einmal ein bis zwei Tage später auf. Typischerweise wird jemand, der sich Heiligabend infiziert, selber erst nach Weihnachten ansteckend sein. Theoretisch ist es durchaus möglich, dass man schon am Tag der Infektion ansteckend ist. Aber das alles ist noch sehr theoretisch, wie die Erfahrungen der Virologen und Mikrobiologen zeigen. dpa/nd

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