Strategie zum Schämen

Alexander Isele über deutsche Waffenlieferungen an die Türkei

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Türkei derzeit keine Waffen mehr zu liefern, sei also strategisch »nicht der richtige Weg« im Umgang mit dem Nato-Partner - so sieht das zumindest der Bundeschefstratege Heiko Maas: Denn das Land würde sich ja sonst die Waffen einfach in Russland besorgen. Dass Ankara Waffen »Made in Germany« gegen Kurden und Armenier einsetzt, dass es mit ihnen das EU-Mitglied Griechenland bedroht, ist also aus Sicht der Bundesregierung strategisch besser, als dass die Türkei dies mit russischen Waffen macht.

Recep Tayyip Erdoğan hat im Gegensatz eine Strategie gefunden, wie er mit der EU umgehen muss, um zu bekommen, was er will. Er verteilt erst Tadel, dann Lob, und spricht die Zauberformel aus, mit der er die EU-Staats- und Regierungschefs hörig werden lässt. Am Freitag telefonierte er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, redete von einer neuen Seite in den Beziehungen der EU mit seinem Land, lobte den letzten EU-Gipfel und sprach dann das »EU-Türkei-Abkommen« an - das funktioniert immer. Denn dafür, dass die Türkei Millionen von Menschen auf ihrem Weg in die EU aufhält, die vor der Zerstörung ihrer Heimat, Krieg, Verfolgung und Armut fliehen, schaut die EU bei jeglicher Schandtat der Türkei weg - das ist auch eine Strategie, aber eine zum Schämen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal