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Das erste Endspiel

DHB-Handballer wollen gegen Ungarn wichtige Punkte holen

  • Nils Bastek und Eric Dobias, Gizeh
  • Lesedauer: 4 Min.

Seine große Lust auf das spannungsgeladene Gruppenfinale der deutschen Handballer wollte Andreas Wolff auch hinter seinem Mund- und Nasenschutz nicht verbergen. Bei sommerlichen Temperaturen schwor der Torhüter die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vor den Pyramiden von Gizeh mit gewohnt markigen Worten auf das richtungsweisende WM-Vorrundenspiel an diesem Dienstag gegen Ungarn ein. »In meinen Augen ist das das wichtigste Spiel des gesamten Turniers, weil es die Grundlage für einen möglichen Viertelfinaleinzug bildet«, sagte der 29-Jährige am Montag im Garten des deutschen Teamhotels in Ägypten. »Natürlich ist der Hunger und die Motivation groß. Jetzt geht das Turnier richtig los.«

Endspiel um den Gruppensieg

Nach der coronabedingten Absage des zweiten WM-Spiels gegen Gruppengegner Kap Verde, der sich am Montag komplett vom Turnier zurückgezogen hat, geht das deutsche Team voller Tatendrang in das Duell mit dem EM-Neunten, das als erster Gradmesser im Turnierverlauf gilt. »Es ist das Endspiel um den Gruppensieg, in dem es um extrem wichtige Punkte geht«, sagte Bundestrainer Alfred Gislason.

Für Rückraumspieler Paul Drux ist es »gefühlt das erste Hauptrundenspiel«, nimmt die DHB-Auswahl das Ergebnis doch mit in die zweite Turnierphase. Auf wen sie dort trifft, ist noch völlig offen. Alle vier Mannschaften aus der Gruppe B - Europameister Spanien, Brasilien, Polen und Tunesien - haben noch Chancen auf das Weiterkommen. »Es scheint eine etwas andere WM werden zu können«, sagte Gislason zum bisherigen Verlauf der Endrunde. »Ich werde aber mit Sicherheit nach nur einem Spiel nicht sagen, dass wir zu den Titelfavoriten zählen.« Allzu weit in die Ferne wollte der 61 Jahre alte Isländer den Blick ohnehin nicht schweifen lassen. Der volle Fokus gilt dem Ungarn-Spiel. »Das ist eine sehr gute Mannschaft, die kaum Schwächen hat«, warnte Gislason. »Da müssen wir uns weiter steigern.«

Neben einer disziplinierten und konzentrierten Abwehrleistung wird es auch ganz entscheidend auf die Torhüter ankommen. Während Johannes Bitter schon im Auftaktspiel gegen Uruguay (43:14) eine Halbzeit lang Spielpraxis sammelte, ist es für Wolff der erste Einsatz bei dieser WM. »Ich bin natürlich sehr gespannt darauf, endlich ins Turniergeschehen einzugreifen«, sagte der Keeper vom polnischen Spitzenklub Vive Kielce. Nachdem die Nummer eins beim lockeren Aufgalopp pausiert hatte und das zweite Vorrundenspiel gegen Kap Verde nach mehreren Coronafällen beim Gegner abgesagt worden war, brennt Wolff auf die Partie. »Ich hoffe, dass wir als Einheit auf dem Spielfeld noch besser zusammenfinden. Der beste Weg, um eine Mannschaft zu schmieden, ist Erfolg«, sagte er und fügte zuversichtlich hinzu: »Ich denke, dass wir eine sehr starke Mannschaft haben, die den Ungarn einen sehr, sehr starken Fight liefern wird und kann. Und ich hoffe, dass das bessere Ende dann auf unserer Seite ist.«

Verbesserte Bedingungen

Angst vor einer möglichen Corona-Infektion haben die deutschen Spieler nicht, obwohl die Ungarn am vergangenen Freitag im Spiel gegen Kap Verde (34:27) direkten Kontakt mit zwei infizierten Spielern der Afrikaner hatten. »Das Team geht da relativ entspannt ran und mit einem guten Gefühl in das Spiel«, versicherte Drux. Zumal sich das Risiko für die deutschen Handballer nach Ansicht des Hygieneexperten Florian Kainzinger auf dem Parkett in Grenzen hält. »Generell würde ich sagen, dass bei der Sportausübung eine geringere Gefahr der Ansteckung besteht«, sagte er. Auch Bob Hanning sieht keinen Grund zur Beunruhigung oder gar für einen Abbruch des Turniers. »Es sieht momentan nicht danach aus, dass wir einen Einbruch in die WM-Blase haben. Wir fühlen uns hier absolut sicher und gut aufgehoben«, sagte der DHB-Vizepräsident.

Dazu trägt auch bei, dass die Bedingungen vor Ort deutlich besser geworden sind. »Hier ist alles sehr professionell aufgezogen, es gibt nichts zu beanstanden«, lobte Wolff. »Wir reden nicht über Corona und machen uns auch keine Gedanken darüber. Der Fokus liegt auf den sportlichen Aspekten.« Die anfänglichen Missstände in den Teamhotels seien »sehr schnell« korrigiert worden, berichtete Gislason. »Es gibt kein Schlange stehen am Büffet mehr. Jedes Team hat jetzt auch einen eigenen Raum zum Essen.« Er hofft deshalb auf ein Ende der Corona-Diskussionen. »Ich möchte mich hier nur auf den Handball konzentrieren. Das war bisher nicht möglich«, sagte der Bundestrainer.dpa/nd

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