Teststrategie ist gescheitert

Meine Sicht: Claudia Krieg wundert sich, warum die Krankenhäuser nicht gesichert werden.

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Wann wurde noch einmal das Motto »Testen, testen, testen« in der Hauptstadt ausgegeben? Die Erinnerung mag trügen, aber es war bereits Anfang Mai 2020, vor einem Dreivierteljahr, als Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ankündigte, dass auf diesem Weg symptomfreies, aber mit dem Coronavirus infiziertes Personal in Kliniken und Pflegeheimen aufgespürt werden sollte. Genau sechs Monate später wurde erklärt, 12,6 Millionen Schnelltests beschaffen und an entsprechende Einrichtungen austeilen zu wollen, in denen vulnerable Gruppen versorgt werden. An den Kliniken, das ist auch in den Häusern von Vivantes so, werden Patient*innen bei ihrer Neuaufnahme routinemäßig getestet.

Nur konnte dadurch nicht verhindert werden, dass das Virus in Kliniken eindrang und immer wieder für Erkrankungen und im Fall der Berliner Pflegeheime sogar für Hunderte Tote sorgte. Weil die Tatsache, dass es die Schnelltests gibt, allein nicht ausreicht. Man muss sie schon auch zum Einsatz bringen. So waren die zuletzt angekündigten Schnelltests wochenlang nicht in Pflegeeinrichtungen angekommen. Diese konnten selbst Tests kaufen, die dann aber wiederum nicht teurer als sieben Euro sein durften, weil nur dieser Betrag refinanziert wurde. Und wie lange eine Einrichtung mit 120 Bewohner*innen und 70 Mitarbeiter*innen täglich alle Personen testen kann, wenn sie 2400 Schnelltests vom Senat zur Verfügung gestellt bekommt, ist eine einfache Rechenaufgabe: Es reicht keine zwei Wochen.

Wenn aber nicht täglich getestet wird, bleibt das Risiko der Viruseinschleppung so hoch wie eh und je. Angesichts von Ausbrüchen wie zuletzt in Reinickendorf - fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie - muss die Teststrategie des Berliner Senats definitiv als gescheitert angesehen werden.

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