nd-aktuell.de / 27.01.2021 / Ratgeber / Seite 18

Die WHO empfiehlt einen Abstand von 21 bis 28 Tagen

Sollte es die zweite Corona-Impfung später geben?

Der Impfstoff von Pfizer/Biontech, so heißt es immer wieder, soll seine volle Wirkung erst nach zwei Injektionen entfalten. Doch das Mittel ist knapp. Würde es nicht erst mal eine Spritze tun?
Norbert B., Berlin

Die Idee ist auf den ersten Blick einleuchtend: Um zumindest einen gewissen Schutz gegen Corona zu haben, könnten möglichst viele Menschen zunächst die erste Dosis des Impfstoffs bekommen. Die zweite Dosis, die für einen besseren Schutz notwendig ist, käme dann später als vorgesehen dran.

Bei Experten gehen die Meinungen dazu auseinander. Das Bundesgesundheitsministerium hat die Ständige Impfkommission gebeten, Daten und Studien zu einer solchen Praxis auszuwerten und eine Empfehlung zu geben. Eine Abweichung von der Zulassung bedarf einer wissenschaftlichen Analyse.

Da in Deutschland erst Ende Dezember mit dem Impfen begonnen wurde, ist bislang nicht bekannt, dass jemand bereits die zweite Dosis bekommen hätte. Empfohlen ist laut der Europäischen Arzneimittel-Agentur, die zweite Dosis »mindestens 21 Tage« nach der ersten zu spritzen. Die WHO empfiehlt einen Abstand von 21 bis 28 Tagen.

Laut Biontech hat die Mehrheit der rund 36 000 Probanden »die zweite Impfstoffdosis wie im Studienprotokoll vorgeschrieben« nach 21 Tagen bekommen. Den Ergebnissen zufolge hat der Impfstoff sieben Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 95 Prozent entfaltet. Das bedeutet, dass unter den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen einer Kontrollgruppe.

Die für die Corona-Impfstoffe in der EU zuständige Zulassungsbehörde EMA hat darauf hingewiesen, dass die Empfehlungen zum Ablauf der Impfung auf Daten der Phase-III-Studie beruhen. In dieser Studie habe der Abstand zwischen den beiden Dosen maximal 42 Tage betragen. Würde der Abstand etwa auf sechs Monate vergrößert werden, »würde das eine Änderung der Bedingten Marktzulassung sowie mehr klinische Daten« notwendig machen. Bislang zeigen aber keine Daten, dass es einen Schutz nach der ersten Dosis gibt, der über zwei bis drei Wochen hinausgeht. nd-Ratgeberredaktion