VNG will grüner werden

Ostdeutscher Gasversorger setzt auch auf Wasserstoff und Biogas

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Gasversorger VNG will noch dieses Jahr mit der Errichtung einer Pilotanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab beginnen. In Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) soll ein Energiepark entstehen, in dem Wasserstoff durch Elektrolyse gewonnen wird. Den hohen Energiebedarf von 30 Megawatt soll ein eigener Windpark decken. Das Gas wird in Kavernen früherer Salzbergwerke gespeichert, durch eine umgenutzte Erdgaspipeline transportiert und von Firmen im Chemiedreieck bei Halle verbraucht. VNG leiste damit »Pionierarbeit«, sagte Hans-Joachim Polk, Vorstand für Infrastruktur und Technik. Für Mitte 2021 erwarte man einen Förderbescheid und werde dann umgehend mit dem Bau beginnen.

Das Engagement im Bereich Wasserstoff steht exemplarisch für Bemühungen des Unternehmens, grüner zu werden. Die aus der 1958 gegründeten und in Dessau ansässigen Technische Leitung Ferngas hervorgegangene Verbundnetz Gas AG verdient ihr Geld bisher vornehmlich mit Handel, Transport, Vertrieb und Speicherung von Erdgas. Für das Geschäftsjahr 2020 wurde der Gasabsatz auf 599 Milliarden Kilowattstunden beziffert. Allerdings reagierte der Konzern mit einer Strategie namens »VNG 2030+« auf Forderungen nach einer Dekarbonisierung der Energiewirtschaft, die nötig ist, um die Pariser Klimaschutzziele zu erfüllen. »VNG steht hinter diesen Zielen«, betonte Vorstandschef Ulf Heitmüller jetzt bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2020.

Praktisch schlug sich das bereits 2018 im Verkauf eines Tochterunternehmens nieder, das in Norwegen Erdgas förderte und Lagerstätten erkundete. Stattdessen spielt Biogas eine zunehmende Rolle. Das Tochterunternehmen Balance GmbH betreibt inzwischen bundesweit 37 Biogasanlagen; 2018 lag die Zahl noch bei acht. Sie erzeugen 150 Megawatt Energie, die rund 47 000 Haushalte mit Strom und Wärme versorgen können. Ziel sei es, einer der führenden Akteure auf dem kleinteiligen Markt zu werden, sagte Polk.

Ungeachtet des Engagements für grünere Brennstoffe setzt der Konzern weiterhin auch auf Erdgas. Man dürfe »nicht den Fehler machen« und den Energieträger »vorschnell abschreiben«, sagte Heitmüller angesichts von zunehmendem politischen Gegenwind für den fossilen Brennstoff. Er erwarte, dass dieser aus Gründen von Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit »noch 15 bis 20 Jahre eine wichtige Rolle« spielen wird. Heitmüller appellierte an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Unternehmen wie VNG Investitionssicherheit zu bieten. Oberstes Ziel müsse ein »realistischer« Transformationsprozess des Energiesystems sein. Derzeit gibt es bei VNG wenig Grund zur Klage. Der Konzern mit Zentrale in Leipzig, der als größtes ostdeutsches Unternehmen gilt, verbuchte für 2020 einen Umsatz von 9,8 Milliarden Euro und erzielte zum fünften Mal in Folge einen Gewinn, auch wenn dieser mit 46 Millionen Euro unter dem des Vorjahres lag. 20 Millionen Euro Dividende werden ausgeschüttet. Das kommt neben dem Mehrheitseigner Energie Baden-Württemberg (EnBW) auch acht ostdeutschen Kommunen zugute, die gut ein Fünftel der VNG-Anteile halten. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs 2020 um 150 auf 1305.

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