Kita-Öffnungen nur mit Tests

Rainer Rutz über die angekündigte Erweiterung der Kita-Notbetreuung

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist kein großes Geheimnis, dass Berlins Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) die Kitas Anfang April nur widerwillig in den vermeintlichen Notbetrieb geschickt hat. So sprach ihr Haus dann zwar auch von »Kita-Schließungen«, was irgendwie infektionsgeschehensreduzierend klang. Tatsächlich sorgte man zugleich aber mit allerhand Ausnahmeregelungen dafür, dass von Schließungen nicht die Rede sein konnte. Der Effekt der großzügig konzipierten »Notbetreuung«: Mancherorts sind die Kitas so rappelvoll, als gäbe es keine Pandemie, als würden sich nicht auch Kita-Kinder mit dem Coronavirus infizieren.

Jetzt das Betreuungsangebot auf generell alle Vier- und Fünfjährigen auszuweiten und eine baldige Komplettöffnung in Aussicht zu stellen, ist - freundlich formuliert - ein Wagnis. Dass viele Kinder zurück in die Kitas zu ihren Freundinnen und Freunden wollen und viele Familien, die bisher keinen Anspruch auf die sogenannte Notbetreuung hatten, auf dem Zahnfleisch kriechen, ist unbestritten.

Gleichwohl sollten weitere Öffnungsschritte analog zu den Schulen mit einer konsequenten Teststrategie begleitet werden - und die ist nicht in Sicht. Die vorrangig geeigneten Tests für Kita-Kinder, die Spuck- und Lolli-Tests, werden von Senatorin Scheeres abgelehnt. Begründung: Sie seien vom zuständigen Bundesamt nicht genehmigt. Ende der Durchsage. Dass es durchaus anders geht, zeigt Nordrhein-Westfalen, wo ab kommendem Montag an allen Grund- und Förderschulen zweimal die Woche der Lolli-Test zum Einsatz kommt.

Stattdessen setzt Berlin in den Kitas nicht nur weiter auf »anlassbezogene« Testungen. Auch die zugelassenen Tests selbst mögen zwar für ältere Kinder in Ordnung sein, sorgen aber bei Kita-Kindern in der Regel für Zeter und Mordio. So gesehen ist es dann auch wieder konsequent, dass für berlinweit 170.000 Kita-Kinder insgesamt gerade mal 500.000 Tests beschafft wurden. Nach dem Motto: Wird schon schiefgehen. Man möchte fast resignieren.

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