Darf Gewalt vermarktet werden?

Adé Odukoya über Rassismus und Sexismus im deutschen HipHop / Der Kölner Musiker ist Mitbegründer der afro-deutschen Musiker-Initiative Brothers Keepers

ND: Was ist der Anlass für den Aufruf »Das Schweigen brechen«, euren Appell gegen Rassismus und Sexismus im deutschen HipHop?
Odukoya: Kommerziell erfolgreicher deutscher Rap zeichnet sich zunehmend durch gewaltverherrlichende und obszöne Inhalte aus und bedient sich dabei sowohl rassistischer als auch sexistischer Stereotype. Da müssen Grenzen aufgezeigt werden, deshalb appellieren wir an die Radiostationen, solche Stücke nicht mehr zu senden. Außerdem fordern wir das Label Aggro Berlin auf, die Produktion und Vermarktung rassistischer und sexistischer Alben und Videos sowie des dazugehörigen Werbematerials einzustellen. Und wir fordern von Groove Attack die Einstellung des Vertriebs des Albums »Neger, Neger« des Berliner Rappers B-Tight.

Warum?
B-Tight arbeitet mit den übelsten rassistischen Klischees, degradiert Schwarze zu triebgesteuerten Monstern und Frauen ausschließlich zum Sexualobjekt. Hinzu kommt der Gebrauch des Wortes N... Das ist eine Provokation. Wir als Brothers Keepers kämpfen dafür, diesen Begriff komplett aus dem Wortschatz zu streichen.

Nun ist B-Tight aber ein schwarzer Künstler, der sich selbst so bezeichnet.
Das kann kein Persilschein dafür sein, rassistische, sexistische und gewaltverherrlichende Texte vermarkten zu dürfen. Das können wir auch bei einem schwarzen Künstler nicht akzeptieren, denn genauso wird Stereotypen Vorschub geleistet und ein entsprechendes Bild in den Köpfen von Jugendlichen verankert.

Wie kommt es, dass zunehmend Gewalt, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus die Inhalte im HipHop bestimmen?
Solche Texte werden nur von wenigen Künstlern vermarktet, die von den Medien zum Sprachrohr nicht-deutscher Jugendlicher stilisiert werden. Ich bin überzeugt davon, dass es sich nur um eine kleine Minderheit handelt, die zum Stellvertreter der Mehrheit ernannt wird. Allerdings müssen wir auch sehen, dass sie das Produkt der Gesellschaft sind, in der wir alle leben. Zumeist als Jugendliche nicht-deutscher Herkunft in Ghetto-Stadtteilen aufgewachsen, präsentieren sie jetzt ihrer Umwelt das Ergebnis dieser Sozialisation: gewalttätig, sexistisch und zunehmend auch fasziniert von religiösem Fanatismus. Damit will ich überhaupt nichts entschuldigen, aber wenn wir über dieses Phänomen reden, dann müssen wir auch über die Ursachen sprechen.

Der Appell richtet sich gegen Rassismus und Sexismus im deutschen HipHop. Mal Hand auf Herz: Sind die Texte der Künstler der Brothers Keepers alle politisch korrekt?
Wenn wir über die Rapper der Brothers Keepers reden, dann sprechen wir über Künstler wie Samy Deluxe, D-Flame, Torch oder Afrob, alles alte Hasen im Geschäft, die einen politischen Hintergrund haben, ihre Meinung nicht einfach möglichst ordinär rauslassen, sondern lyrisch bewandert sind und sich mit ihren Texten sehr viel Mühe geben.

Wie realistisch ist es, mit einem Aufruf diese Art Rap zu unterbinden?
Sinn des Aufrufs ist es, eine Diskussion in Gang zu setzen. Wir werden es nicht bei dem Appell belassen, sondern auch Veranstaltungen, Round-Table-Gespräche zum Beispiel, organisieren. Und wir möchten ein Forum bieten, vor allem für junge Künstler, um ihnen die Möglichkeit zu schaffen, sich mit solchen Themen auseinandersetzen zu können.

Fragen: Birgit GärtnerND: Was ist der Anlass für den Aufruf »Das Schweigen brechen«, euren Appell gegen Rassismus und Sexismus im deutschen HipHop?
Odukoya: Kommerziell erfolgreicher deutscher Rap zeichnet sich zunehmend durch gewaltverherrlichende und obszöne Inhalte aus und bedient sich dabei sowohl rassistischer als auch sexistischer Stereotype. Da müssen Grenzen aufgezeigt werden, deshalb appellieren wir an die Radiostationen, solche Stücke nicht mehr zu senden. Außerdem fordern wir das Label Aggro Berlin auf, die Produktion und Vermarktung rassistischer und sexistischer Alben und Videos sowie des dazugehörigen Werbematerials einzustellen. Und wir fordern von Groove Attack die Einstellung des Vertriebs des Albums »Neger, Neger« des Berliner Rappers B-Tight.

Warum?
B-Tight arbeitet mit den übelsten rassistischen Klischees, degradiert Schwarze zu triebgesteuerten Monstern und Frauen ausschließlich zum Sexualobjekt. Hinzu kommt der Gebrauch des Wortes N... Das ist eine Provokation. Wir als Brothers Keepers kämpfen dafür, diesen Begriff komplett aus dem Wortschatz zu streichen.

Nun ist B-Tight aber ein schwarzer Künstler, der sich selbst so bezeichnet.
Das kann kein Persilschein dafür sein, rassistische, sexistische und gewaltverherrlichende Texte vermarkten zu dürfen. Das können wir auch bei einem schwarzen Künstler nicht akzeptieren, denn genauso wird Stereotypen Vorschub geleistet und ein entsprechendes Bild in den Köpfen von Jugendlichen verankert.

Wie kommt es, dass zunehmend Gewalt, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus die Inhalte im HipHop bestimmen?
Solche Texte werden nur von wenigen Künstlern vermarktet, die von den Medien zum Sprachrohr nicht-deutscher Jugendlicher stilisiert werden. Ich bin überzeugt davon, dass es sich nur um eine kleine Minderheit handelt, die zum Stellvertreter der Mehrheit ernannt wird. Allerdings müssen wir auch sehen, dass sie das Produkt der Gesellschaft sind, in der wir alle leben. Zumeist als Jugendliche nicht-deutscher Herkunft in Ghetto-Stadtteilen aufgewachsen, präsentieren sie jetzt ihrer Umwelt das Ergebnis dieser Sozialisation: gewalttätig, sexistisch und zunehmend auch fasziniert von religiösem Fanatismus. Damit will ich überhaupt nichts entschuldigen, aber wenn wir über dieses Phänomen reden, dann müssen wir auch über die Ursachen sprechen.

Der Appell richtet sich gegen Rassismus und Sexismus im deutschen HipHop. Mal Hand auf Herz: Sind die Texte der Künstler der Brothers Keepers alle politisch korrekt?
Wenn wir über die Rapper der Brothers Keepers reden, dann sprechen wir über Künstler wie Samy Deluxe, D-Flame, Torch oder Afrob, alles alte Hasen im Geschäft, die einen politischen Hintergrund haben, ihre Meinung nicht einfach möglichst ordinär rauslassen, sondern lyrisch bewandert sind und sich mit ihren Texten sehr viel Mühe geben.

Wie realistisch ist es, mit einem Aufruf diese Art Rap zu unterbinden?
Sinn des Aufrufs ist es, eine Diskussion in Gang zu setzen. Wir werden es nicht bei dem Appell belassen, sondern auch Veranstaltungen, Round-Table-Gespräche zum Beispiel, organisieren. Und wir möchten ein Forum bieten, vor allem für junge Künstler, um ihnen die Möglichkeit zu schaffen, sich mit solchen Themen auseinandersetzen zu können.

Fragen: Birgit Gärtner

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