Mißfelders Hüftschwung

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn Angela Merkel heute ihre Rede auf dem Deutschlandtag der Jungen Union hält, steht sie nicht nur vor der größten Jugendorganisation des Landes, sondern auch vor dem faltenlosen Ebenbild der Rechten ihrer Partei. Einen Außenstehenden kann der Anblick verschrecken. Das elitäre deutsche Selbstverständnis, das den Anspruch auf eigene Privilegien zum Evangelium und den Ellenbogen zum Naturgesetz erklärt, findet sich hier in selbstbewusster Inszenierung. Gut in Erinnerung ist noch der Hüftschwung des Vorsitzenden der Jungen Unionisten, Philipp Mißfelder, mit dem er Menschen ein Verfallsdatum zuordnen wollte, ab dem sie ihr Anrecht auf ärztliche Versorgung verlieren.

Der neueste Vorstoß zur Generationengerechtigkeit lautet: Rente mit 70. Auch eine Kürzung des Arbeitslosengeldes Jüngerer zu Gunsten einer Verlängerung des ALG I verteidigt die Junge Union. Wie die Altvorderen ignoriert sie die Realität der Betroffenen, wie sie setzt sie ganz auf die eigene Überlegenheit. Zwar ist die Mitgliederzahl auch der Jungen Union von 250.000 um rund die Hälfte geschrumpft. Doch die Jusos hatten einst 300.000 Mitglieder und zählen noch 60 000. Angesichts der heutigen strukturellen linken Mehrheit in Deutschland macht dieser Vormarsch der Anhänger des Mißfelderschen Körperchecks nachdenklich.

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