Irak: Hoffnung aus einer Statistik

Weniger Anschläge, weniger Tote – Bushs Härte zeigt angeblich Erfolge

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Es steht weiter schlecht um den Kampf für Frieden und Demokratie in Irak. Auch wenn es – aus offizieller Sicht der US-Besatzer – vermeintlich Erfreuliches mitzuteilen gibt.

Seit dem Juni ist die Anzahl der wöchentlichen Überfälle um fast die Hälfte gesunken. Sie liegt jetzt bei 575 und damit ungefähr auf dem Stand von Anfang 2006, teilte ein Sprecher des US-Militärs am Wochenende mit. Noch Ende vergangenen Jahres hatte man 3000 zivile Opfer aufgelistet, im Oktober »nur« noch 750. In den seither vergangenen Novembertagen kamen nach einer noch ungesicherten Statistik etwa 400 Menschen bei Angriffen um.

Eine derartige Statistik der Brutalität rechnen die US-Militärs und ihre irakischen Helfern bereits als Erfolg ihrer neuen Strategie zur Befriedung des Landes ab. Dazu gehört die Entscheidung des US-Präsidenten, ab Juni fast eine gesamte Division zusätzlich nach Irak zu schaffen. Auch gewisse Annäherungen zwischen den USA und Iran sollten zur Beruhigung beigetragen haben.

Doch noch, so räumte Iraks Militärsprecher Kassem Atta laut Tageszeitung »Al-Taakhi« am Montag ein, sei es zu früh, um Entwarnung zu geben. Der gemeinsam mit der US-Armee entwickelte Sicherheitsplan für die Hauptstadt, der seit neun Monaten in Kraft ist, müsse weitergeführt werden, da in einigen Vierteln immer noch bewaffnete Gruppen die Bevölkerung terrorisierten.

Experten warnen indessen vor zu großem Optimismus. Sie verweisen auf Afghanistan, wo man unlängst ebenso noch glaubte, die Aufständischen langsam in den »Griff« zu bekommen. Doch derzeit gehen Militärbefehlshaber der NATO eher davon aus, dass man sich auf eine Winteroffensive der Taliban einzustellen habe. Das bedeutet vor allem eine Zunahme von Selbstmord-Attentaten.

Dieser Tage veröffentlichte das US-amerikanische »Center for Strategic and International Studies« seinen Jahresbericht 2008. Darin analysiert das renommierteste Institut mögliche Entwicklungen der Außen- und Sicherheitspolitik. In Afghanistan, so die Wissenschaftler, drohe eine ähnliche Entwicklung wie in Irak. Sie fordern daher einen vollständigen Strategiewechsel der NATO, sonst werde der Einsatz scheitern. Einen Rückzug der westlichen Invasionstruppen lehnen sie jedoch ab.

Derzeit haben die USA – nach ungesicherten Berichten – rund 11 000 Soldaten im Rahmen der »Operation Enduring Freedom« am Hindukusch. Die Verbündeten stellen zusätzlich rund 1000 Mann. Wie in Irak versucht die Allianz auch in Afghanistan zivile Opfer zu vermeiden. Doch angesichts der asymmetrischen Kriegführung ist das nicht von Erfolg gekrönt. Zudem verdichten sich Anzeichen dafür, dass Distriktfürsten, die bislang loyal zur Regierung in Kabul standen, Stillhalteabkommen mit den Taliban geschlossen haben, was deren Bewegungsfreiheit steigert.

In der »Global Forcast«-Studie des US-Strategie-Centers findet sich aber auch etwas Positives. Die Autoren rechnen 2008 nicht mit einer Invasion der USA in Iran.

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