Taff und links

Franziska Drohsel ist seit Samstag Bundesvorsitzende der Jusos

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Liste ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen ist prominent. Fast alle, die als Bundesvorsitzende an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten und Jungsozialistinnen in der SPD standen, kurz Jusos genannt, machten hiernach bei den Sozialdemokraten Karriere. Nicht wenige bekleideten höchste Regierungspositionen oder wurden gar Kanzler – wie Gerhard Schröder. Mit dessen politischen Vorstellungen der Agenda 2010, die er als Regierungschef vertrat, hat die 27-jährige Berlinerin Franziska Drohsel, die am Samstag mit 76 Prozent der Stimmen auf dem Bundeskongress der Jusos zur neuen Bundesvorsitzenden gewählt wurde, jedoch kaum etwas gemein. Sie stehe dagegen für eine gesellschaftliche Öffnung und der Entwicklung von kritischen, linken Positionen durch die Jusos, erläutert die Jurastudentin, die zur Zeit im Bereich Staatsrecht an der Berliner Humboldt-Universität promoviert – und im alternativen Szenebezirk Kreuzberg lebt.

Wobei mit »Öffnung« ein Zugehen auf die sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik gemeint ist, etwa auf die globalisierungskritischen Organisationen, die Antifa oder sozialpolitische Gruppen. »Ich will junge Menschen für die Jusos begeistern«, sagt sie. Es gelte, linke Vorstellungen in der SPD mehrheitsfähig zu machen. Zu ihrem Konzept zählt auch ein Zubewegen auf die Gewerkschaften, die sich durch die Agenda-Politik von der SPD entfremdet haben. Inwieweit die Durchsetzung von diesen progressiv-kritischen Positionen auch in Kooperation mit der Linkspartei vonstatten gehen soll, da will Drohsel sich nicht festlegen: Zwar kam es in der vergangenen Woche zu gemeinsamen Protesten von Jusos und der Linksjugend ('solid) gegen die Verschärfung des Berliner Polizeigesetzes durch die rot-rote Koalition, dennoch, so sagt Drohsel, gebe es auch Differenzen zwischen beiden Organisationen.

Die sieht sie insbesondere bei Positionen zum bedingungslosen Grundeinkommen und den außenpolitischen Ansichten der LINKEN. Gemeinsamkeiten gebe es dagegen beim Mindestlohn. Doch die Koalitionsfragen von Morgen beschäftigen die taffe Promotionsstudentin, deren Privatleben in letzter Zeit stark zu kurz kam, derzeit weniger. Sie will erst mal den Erfolg genießen, über den sie sich richtig dolle freut.

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