Kinderarbeit für die IT-Branche

Europäisches Netzwerk kritisiert Menschenrechtsverletzungen beim Abbau von Rohstoffen

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Elektronikindustrie ist ein wesentlicher Abnehmer von Metallen, die in Laptops, Digitalkameras und DVD-Playern verarbeitet werden. Kobalt und Platin gehören genauso dazu wie Palladium. Doch in den Minen arbeiten auch Kinder, kritisiert makeITfair, ein europäisches Netzwerk von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen.

Ohne Kobalt geht in der IT-Branche kaum etwas. Das Metall wird in Mobiltelefonen, Laptops, Digitalkameras etc. verbaut und ist nicht nur in den Batterien enthalten. Doch in den wichtigsten Produzentenländern, neben Russland sind es Sambia und die Demokratische Republik Kongo, steht es um die Arbeits- und Sozialstandards nicht gut. So arbeiten schätzungsweise 50 000 Kinder in den kongolesischen Minen von Katanga.

Viele dieser Kinderarbeiter sind erst sieben Jahre alt, so ist in dem Bericht der schwedischen Nichtregierungsorganisation SwedWatch zu lesen. Die bezeichnet Löhne und Arbeitsbedingungen in den Minen von Sambia und Kongo als untragbar. Die Arbeiter sind Mineralstäuben ausgesetzt, die die Augen und die Lungen schädigen und Schätzungen zufolge ist jeder dritte Minenarbeiter unter 18 Jahre alt. Hoch ist zudem auch das Unfallrisiko in den Gruben, denn Schutzmaßnahmen sind laut der Studie kaum oder gar nicht vorhanden. So gab es in Sambia 80 tödliche Minenunglücke im Jahr 2005.

Während Betreiber der Gruben aufgrund der hohen Weltmarktpreise für die Rohstoffe exorbitante Gewinne einfahren, werden minderjährige wie auch erwachsene Arbeiter in den Minen ausgesprochen mies bezahlt. Ihr Lohn reicht kaum, um ausreichend Lebensmittel und Medizin für die Familien zu finanzieren, so die SwedWatch-Studie.

Das Netzwerk will die Unternehmen der Elektronikindustrie in die Pflicht nehmen, Verantwortung für die Sozial- und Umweltbedingungen bei der Förderung der gefragten Metalle zu übernehmen. »Die Elektronikindustrie ist ein wichtiger Abnehmer von vielen Metallen, die häufig in risikoreichen Ländern wie China, Russland oder verschiedenen afrikanischen Staaten abgebaut werden. Aber bislang setzt sich die Elektronikindustrie kaum mit ihrer Verantwortung auseinander. »Die IT-Firmen müssen nachverfolgen, wo diese Metalle abgebaut werden und dort faire Abbaubedingungen bewirken«, fordert Cornelia Heydenreich, Referentin bei Germanwatch – die deutsche Entwicklungshilfeorganisation ist wie SwedWatch Mitglied des »makeITfair-Netzwerks«.

Fragwürdig sind teils auch die Umstände, unter denen Minenbetreiber zu den Flächen kommen. So sind laut einer Studie der niederländischen Organisation SUMO 7000 Menschen in Südafrika von ihrem Land vertrieben worden. Sie mussten Platz für eine neue Platinmine von Anglo Platinum, dem größten Förderer weltweit, machen und leben nun unter erbärmlichen Bedingungen ohne ausreichende Wasser- und Stromversorgung auf einem Stück Ödland. Für die ehemaligen Bauern, die sich von ihrem Ackerland ernähren konnten, ein Desaster, erfuhren SUMO-Mitarbeiter vor Ort. Kein Einzelfall, denn die internationale Nachfrage sorgt dafür, dass die Zahl der Konflikte im Bergbausektor stetig steigt. Zwar sind in erster Linie die Bergbaukonzerne und die nationalen Regierungen für die Zustände in und rund um die Minen verantwortlich, doch auch große IT-Firmen wie Sony, Nokia und Hewlett-Packard sind nicht frei von Verantwortung. Sie können von ihren Lieferanten nachhaltige erzeugte Rohstoffe verlangen, argumentieren die Organisationen von makeITfair und fordern die Konsumenten auf, die Hersteller in die Pflicht zu nehmen. Nicht nur ein modernes, sondern auch ein nachhaltig hergestelltes Handy sollte zukünftig Usus sein.

Die Studie findet sich im Internet unter: www.germanwatch.org.

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