Bettlektüre

Katinka & Fritz Eycken: »Scharfe Stellen«

  • Alexander U. Martens
  • Lesedauer: 2 Min.

Es soll ja Leser und – ganz gewiss! – auch Leserinnen geben, die ganz scharf auf eben solche Stellen in Büchern sind, um zielstrebig der erotisierenden Wirkung von Literatur quasi nachzuspüren. Nun ist ja nicht zu leugnen, dass Erotik in der Literatur, wie im richtigen Leben auch, schon immer eine beherrschende Rolle spielt. Letztlich ist es »nur« die Form ihrer Darbietung, die variiert: Von zarter Zweideutigkeit bis zur großen Eindeutigkeit. Es ist der Nuancenreichtum unserer Sprache und die Kunstfertigkeit der sie formenden Autoren beiderlei Geschlechts, die uns unterscheiden lässt zwischen bloßer Andeutung und harter Pornographie und allen Schattierungen dazwischen.

Im Haffmanns Verlag bei Zweitausendeins ist eine Art Vademecum erschienen, das diese Fülle des einschlägig Möglichen überzeugend belegt. Von »Vorstellen« bis »Ausstellen«, haben die Herausgeber »scharfe Stellen aus den Büchern der Welt« herausgesucht und präsentieren ein (hier übertreibt der Klappentext nun mal wirklich nicht) »Lesebuch der literarischen Hocherotik mit derber Erdung und drastischer Grundierung«.

Katinka und Fritz Eycken sind bei vielen bekannten und auch weniger bekannten Schriftstellern fündig geworden. Und wir wollen ihrer treuherzigen Versicherung gerne glauben, dass dieses Kompendium »die Lektüre der Werke der Autoren nicht ersetzen, sondern ganz im Gegenteil dazu verführen (will), auf diese Weise neue Autoren zu entdecken oder mit den Augen der Liebe bekannte neu zu lesen«. Es wäre auch noch schöner, wenn eine so anregende Bettlektüre nicht wenigstens den mahnend erhobenen, literaturpädagogischen Zeigefinger vorwiese.

Katinka & Fritz Eycken: Scharfe Stellen. Mit sechs Zeichnungen von Rudi Hurzlmeier. Haffmanns bei Zweitausendeins. 441 S., geb. 17,90 EUR

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