Bilder einer »stillen Profession«

GEW will Ansehen von Erzieherinnen bessern

  • Jutta Blume
  • Lesedauer: 3 Min.
Die fachlichen Anforderungen an Erzieherinnen steigen. Gleichzeitig sind sie bei geringen Löhnen hohen Belastungen ausgesetzt.

In Deutschland bieten mittlerweile über 28 Hochschulen Studiengänge mit dem Berufsziel »Erzieher/in« an. Diese neue Entwicklung ist nicht zuletzt auf die Diskussionen der letzten Jahre um die frühkindliche Erziehung zurückzuführen. Die Debatte um eine Kindergartenpflicht macht deutlich, wie wichtig die ersten Schritte auf dem Bildungsweg von der Politik genommen werden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich nun der Erzieherinnen angenommen, die den Alltag der Kinder in den Betreuungseinrichtungen gestalten. In dem 15-minütigen Film »Traumjob Erzieherin« von Gesine Kulcke berichten Erzieherinnen über ihre pädagogischen Konzepte, über die vielfältigen Anforderungen und immer wieder über die Begeisterung für ihre Arbeit. Die GEW verteilt diesen Film derzeit an die Fachöffentlichkeit, um die »stille Profession« und auch deren schlechte Bezahlung ins Gespräch zu bringen. Das Schlagwort »stille Profession« stehe für einen Frauenberuf, der voller Enthusiasmus für wenig Lohn ausgeübt werde, so GEW-Referent Bernhard Eibeck.

Die Erzieherin Claudia Herda berichtet in dem Film über die Bildungsbücher, die sie in ihrer Einrichtung gemeinsam mit den Kindern anlegen, um deren Lernfortschritte zu dokumentieren: »Das schönste ist das Vorlesen. Das Kind ist so stolz darauf.« Die Bildungsbücher sind eine Maßnahme aus den Bildungs- bzw. Orientierungsplänen der Bundesländer für die Kindertagesstätten. In einer Befragung von rund 2000 Erzieherinnen und Erziehern ermittelte die Gewerkschaft, dass fast alle mit ihrem jeweiligen Bildungsplan vertraut waren und ein Großteil der Einrichtungen sich bereits an die Umsetzung gemacht hatte. Die Befragten zeigten sich mit einer sehr hohen Bereitschaft zur Weiterbildung generell sehr offen gegenüber neuen Konzepten. Und die Hälfte wäre einem berufsbegleitenden Studium für Erzieherinnen nicht abgeneigt, wenn es mit ihrer Lebens- und Arbeitssituation vereinbar wäre.

Familienministerin Ursula von der Leyen erklärt: »Es kommen ganz hohe Anforderungen auf die Erzieherinnen und Erzieher zu. Der Ausbau der Kinderbetreuung muss Hand in Hand gehen mit dem Ausbau der Qualität.« In der GEW ist man der Auffassung, dass die Qualität auch entsprechend entlohnt werden sollte. Im Schnitt verdienen Erzieherinnen monatlich 2100 Euro brutto, Aufstiegsmöglichkeiten gebe es kaum. Die jüngeren Kolleginnen haben zumeist auch nur befristete Verträge. Auch die Teilzeitbeschäftigung werde von den Erzieherinnen oft nicht selbst gewählt, es würden nur wenige Vollzeitstellen angeboten.

Die wichtigsten Arbeitsbelastungen der Erzieherinnen werden in dem GEW-Film außen vor gelassen. Man habe nicht alle Fragestellungen des Erziehungsalltags in den Film einbringen können, erklärt GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke. Die KiTa-Studie der Gewerkschaft macht jedoch deutlich, dass sich die meisten Erzieherinnen und Erzieher durch einen hohen Geräuschpegel und durch Personal- und Zeitmangel in den Einrichtungen stark belastet fühlen. Sie wünschen sich daher mehr Vorbereitungszeit und einen besseren Personal-Kind-Schlüssel.

150 000 kommunal Beschäftigte im Bereich Erziehungsdienste werden von den demnächst anstehenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst betroffen sein. Faktisch seien dies aber mehr, denn auch die freien Träger wendeten den Tarifvertrag an, sagt die GEW-Tarifexpertin Ilse Schaad. Die GEW fordert eine Gehaltserhöhung um acht Prozent, sowie die Möglichkeit zu Bewährungsaufstiegen.

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