Eigeninitiative zur Erschließung schlechten Wohnraums

Auch wenn sie meist still und unspektakulär passierten, gab es sie: Wohnungs- und Hausbesetzungen in der DDR

  • Peter Müller
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Am 31. Dezember 1989 zogen Besetzer in das leerstehende Haus in der Ostberliner Schreinerstraße 47. Zuvor hatten am 22. Dezember die Bewohner der Schönhauser Allee 20/21 in Ostberlin ihre Besetzung publik gemacht. Doch Hausbesetzer gab es in der DDR schon viel früher.

In der DDR gab es Wohnungsbesetzungen bereits in Zeiten, in denen an Mauerfall und Wiedervereinigung noch nicht zu denken war, und sie waren weiter verbreitet, als gemeinhin angenommen, denn sie vollzogen sich im Stillen.

In einigen größeren Städten waren die Bedingungen dafür optimal: Das Durcheinander bei den Kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV) war oft heillos, die Altbausubstanz heruntergekommen. Sanierungsarbeiten der Besetzer wurden nicht selten als Eigeninitiative zur Erschließung schlecht vermietbaren Wohnraums akzeptiert. Das Rezept zur Inbesitznahme einer Wohnung war – in einigen Städten – denkbar einfach: Man brach in eine leerstehende Wohnung ein und bezog die Räume: legte eine Fußmatte vor die Tür, klebte sein Namensschild an, putzte die Fenster und hing Gardinen davor, damit die Wohnung bewohnt aussah.

Dann wurde »legalisiert«. Hierzu musste man den Hausbuchbeauftragten bequasseln, um in das Hausbuch eingetra...


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