Eine Liebe zum Ganzen

Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR 2010, über Kultur und Verwaltung, die schöne Stadt Görlitz und die friedensstiftende Funktion kultureller Vielfalt

Für Essen war der 11. April 2006 ein Freudentag. In Görlitz, wo man sich auch Hoffnungen auf den Titel »Kulturhauptstadt Europas« machte, war man um so enttäuschter. Inzwischen nennt sich die Kulturhauptstadt »RUHR 2010«, weil man mit allen umliegenden Städten zusammen das Ereignis bestreiten will.

Oliver Scheytt: »Es ist ja nicht nur der Euro, der die Menschen in Europa verbindet ...«
Oliver Scheytt: »Es ist ja nicht nur der Euro, der die Menschen in Europa verbindet ...«

ND: Herr Scheytt, Kultur und Verwaltung, ist das nicht ein Wiederspruch in sich?
Scheytt: So genau ist die Fragestellung, die Adorno in einem vielzitierten Aufsatz gestellt hat. Die Verwaltung bringt natürlich Ordnung, aber sie ist auch verbunden mit Bürokratie. Es gibt einen klugen Oberbürgermeister, der einmal gesagt hat: »Die Worte verwalten und veralten unterscheiden sich nur durch einen Buchstaben.«

Wer war das?
Manfred Rommel, Oberbürgermeister von Stuttgart. Wir müssen zunächst nach dem Kulturbegriff fragen. Wir legen bei der Planung von RUHR 2010 einen sehr weiten Kulturbegriff zugrunde, fragen danach, wie die Menschen hier leben und arbeiten. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt. Doch eines ist ganz klar dabei: Ohne Verwaltung kommt man nicht aus. Es gibt den schönen Spruch: Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare. Aber eine Stadt kann man nicht ohne Verwaltung gestalten. Kultur kann sich schon ohne Verwaltung...


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