Bewährte Hilfe für die SPD

Günter Grass in der Bundestagsfraktion: Glück- und andere Wünsche

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.
Heute eröffnet in Berlin die SPD-Bundestagsfraktion das parlamentarische Jahr 2008. Klimaschutz, Mindestlohn, Menschenrechte und die Finanzmärkte sollen die Themen sein. Aber natürlich beschäftigt die sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten vor allem eines: Die Aussichten ihrer Partei bei den drei anstehenden Landtagswahlen Dafür bekommen sie vermutlich altbewährte prominente Unterstützung.

Angeblich waren es leidige Termingründe, die Literaturnobelpreisträger Günter Grass erst heute in die Fraktion führen, weil deren Chef Peter Struck und alle SPD-Parlamentarier dem berühmten Schriftsteller unbedingt noch nachträglich zu dessen 80. Geburtstag gratulieren wollen. Doch vermutlich ist die aktuelle Terminlage geradezu dazu angetan, dem Jubilar vom 16. Oktober 2007 nicht nur die Hand zu schütteln. Denn der weltbekannte Schriftsteller Günter Grass hat sich über Jahrzehnte auch als guter Wahlkämpfer für die SPD einen Namen gemacht. Für Willy Brandt ist er seit 1961 in die Bütt gestiegen und rief für den sogar das »Wahlkontor deutscher Schriftsteller« ins Leben. Auch Heide Simonis in Schleswig-Holstein und Klaus Wowereit in Berlin konnten auf ihn rechnen. Und selbstverständlich Gerhard Schröder, der nicht nur dem alternden Literaten 2005 mit vorgezogenen Bundestags-Neuwahlen und dem damit verbundenen verkürzten Wahlkampf allerhand abverlangte.

Dass Grass, der freilich oft auch mit der SPD überquer lag und 1992 nach exakt zehnjähriger Mitgliedschaft wieder austrat, parteiloser Sozialdemokrat blieb, hat er nie verhehlt. Erst vor Monaten – als der Richtungsstreit zwischen dem inzwischen zurückgetretenen Vizekanzler Franz Müntefering und Parteichef Kurt Beck über den künftigen Kurs offen ausgebrochen war, bekannte der Literat, dass die SPD natürlich seine Partei bleibe. Im »Focus« lobte er, dass sie mit all ihren Fehlern immer bestrebt gewesen sei, demokratisch zu sein und gleichzeitig soziale Misslagen im Auge zu behalten. Dass das manchmal ein bisschen aus dem Blickwinkel geriet, räumte Grass auch ein – was ihn allerdings dennoch nicht davon abhalten konnte, den Agenda-Kanzler, der solche Misslagen billigend in Kauf nahm, zu unterstützen.

Jetzt jedenfalls unterstützt der Meister des Wortes Günter Grass den Meister der Partei Kurt Beck, weil er mit dem die Hoffnung verbindet, dass die SPD an ihre Traditionen anknüpft, ohne rückständig zu sein. Und seiner Unterstützung ist sich zudem seit Längerem der SPD-Spitzenkandidat in Hamburg, der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann sicher. Dem soll er bereits im Oktober von ihm selbst entworfene SPD-Wahlplakate von Ende der 60er Jahre und handsignierte Lithographien zukommen lassen haben, mit deren Verkauf sich die Wahlkampfkasse der hanseatischen Sozialdemokraten trefflich aufbessern ließ. Ob bei der heutigen Fraktionsklausur noch der eine oder andere Termin in Hessen und Niedersachsen rausspringt, muss man sehen. Gebrauchen könnten die Genossen Ypsilanti und Jüttner jedenfalls jedes helfende Wort.

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