Im besten Spiel am Schluss die Nerven verloren

Deutsche Volleyballerinnen zittern um das Olympiaticket nach der 2:3-Niederlage gegen Polen

  • Jürgen Calließ
  • Lesedauer: 3 Min.

Den deutschen Volleyballerinnen steht ein schwerer Gang bevor, wollen sie bei Olympia 2008 in Peking dabeisein. Denn nach der unerwarteten 2:3 (25:22, 21:25, 25:14, 19:25, 8:15)-Niederlage gegen den zweifachen Europameister Polen im zweiten Gruppenspiel bei der europäischen Olympiaqualifikation in Halle (Westfalen) stehen sie heute gegen den Grand-Prix-Sieger Niederlande unter Siegzwang, wollen sie das Halbfinale am Sonnabend erreichen. Aber selbst dann ist das Olympiaticket noch längst nicht gebucht – denn nur der Turniersieger qualifiziert sich für Peking. Auf dem Weg dorthin sind noch die höchsten Hürden mit dem Weltmeister Russland oder dem WM-Dritten Serbien, die als die zwei besten Teams der Gruppe A erwartet werden, zu überwinden.

Nach der unnötigen 2:3-Pleite gegen Polen, das mit zwei Siegen die Tabellenführung in der Gruppe B übernahm und beste Chancen auf den Halbfinal-Einzug hat, muss befürchtet werden, dass die deutschen Frauen am Ende mit leeren Händen dastehen und erstmals nach 16 Jahren bei einem Olympiaturnier nur Zaungast sind.

Bundestrainer Giovanni Guidetti schwankte in seinem Urteil nach dem Polen-Spiel: »Ich habe heute unser bestes Spiel in den letzten fünf Monaten gesehen, umso enttäuschender ist es, dass wir nicht gewonnen haben. Wir waren wirklich stark in allen Bereichen – bis zum 12:8 im vierten Satz. Da haben wir uns leider eine entscheidende Schwächephase geleistet, obwohl ich glaube, dass wir bis zu den umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen noch voll im Satz waren. Aber im fünften Satz hat man einfach gemerkt, dass die Polinnen noch mehr Reserven hatten als wir, das haben sie dann voll ausgespielt. Auch wenn die Niederlage unheimlich schmerzt, so hat sich an unserer Ausgangslage nichts geändert. Mit einem Sieg gegen die Niederlande sind wir weiter dabei.«

Der deutsche Chefcoach dürfte allerdings mit Sorge beobachtet haben, wie nach dem ebenso umkämpften wie umstrittenen vierten Satz – beeinflusst durch drei Fehlentscheidungen des slowakischen Hauptschiedsrichters Juraj Mokry zugunsten Polens – seine Spielerinnen die Nerven und damit »das beste Spiel« noch verloren.

Auswahl-Rückkehrerin Tanja Hart blickt indes realistisch auf die heutige Partie gegen den mitfavorisierten Grand-Prix-Sieger: »Es wird nicht einfach. Die Niederländerinnen haben einen hohen Block und gute Angreiferinnen.«

Ein Alles-oder-Nichts-Spiel zwischen diesen beiden Teams gab es zuletzt bei der WM 2006 in Japan. Dort sah das deutsche Team nach einer 11:5-Führung im fünften Satz wie der sichere Sieger aus, brach jedoch noch ein und verlor nach einem vergebenen Matchball. Passiert das erneut, ist der Traum von Olympia vorzeitig beendet.

Europäisches Olympiaqualifikation der Frauen: Gruppe A: Rumänien - Serbien 2:3, Serbien - Kroatien, Rumänien - Russland beide nach Red.-Schluss, heute: Russland - Serbien. Stand: 1. Rumänien 5:5 Sätze/3 Punkte, 2. Russland 3:0/2, 3. Serbien 3:2/2, 4. Kroatien 2:6/2.

Gruppe B: Polen - Deutschland 3:2, Türkei - Niederlande 3:1, heute: Türkei - Polen, Deutschland - Niederlande (20 Uhr). Stand: 1. Polen 6:3 Sätze/4 Punkte, 2. Deutschland 5:3/3, 3. Türkei 3:4/3, 4. Niederlande 2:6/2.

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