Streit um ein »überlebtes Erbstück«

Die Auflösung der Konstitutante vor 90 Jahren in Russland und Rosa Luxemburgs Positionsänderung

  • Uwe-Jens Heuer
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Als sich die gerade erst in Russland gewählte Verfassunggebende Versammlung weigerte, die Machtübernahme der Sowjets, der Arbeiter- und Soldatenräte anzuerkennen, lässt W. I. Lenin sie am 18. Januar 1919 auflösen. Eine Woche darauf ruft der Sowjetkongress die Russische Sowjetrepublik aus.

Petrograder demonstrieren für Machtübergabe an die Sowjets.
Petrograder demonstrieren für Machtübergabe an die Sowjets.

»Die Konstituierende Versammlung fand keine Verteidiger«, fasste Manfred Hildermeier, Professor für russische und sowjetische Geschichte an der Universität Göttingen, in seiner »Geschichte der Sowjetunion 1917-1991« (München 1998) zusammen. »Dass es besser gewesen wäre, wenn ein demokratisches Russland aus der Revolution hervorgegangen wäre, ist etwas, worin die meisten Menschen übereinstimmen würden. Aber es ist eine Aussage über unsere politischen Ideen und nicht über die Geschichte«, schrieb wiederum der britische Historiker Eric Hobsbawm. »Große Massenrevolutionen, die von unten ausbrechen – und Russland 1917 war vermutlich das eindrucksvollste Beispiel für solch eine Revolution in der Geschichte – sind in gewisser Hinsicht ›Naturerscheinungen‹. Sie sind wie Erdbeben und gewaltige Überschwemmungen, vor allem, wenn wie in Russland der Überbau staatlicher und nationaler Institutionen praktisch zerfallen ist.« ...


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