NPD: Aus »6 PLUS X« wurde nix

Rechtsextreme Parteien bei Landtagswahlen in Niedersachsen und Hessen chancenlos

  • Carsten Hübner
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem schlechten Abschneiden der NPD bei den Landtagwahlen in Niedersachsen und Hessen macht sich im rechtsextremen Spektrum Katerstimmung breit.

Das neonazistische Internetportal »Altermedia« sprach von einem »schwarzen Wahlsonntag«, in dessen Folge der Partei die Türen nach Westdeutschland nun auf längere Sicht verschlossen blieben. Selbst der niedersächsische NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau kam nicht umhin, eine »herbe Niederlage« einzuräumen. Mit 1,5 Prozent der Zweitstimmen war sein Landesverband am Sonntag weit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben.

»Donnerschlag«

blieb aus

In Hessen erreichte die NPD mit 0,9 Prozent nicht einmal die für die Wahlkampfkostenerstattung wichtige 1-Prozent-Marke. Hier lagen die ansonsten eher schwächelnden Republikaner mit 1,0 Prozent noch vor der NPD.

Die Niederlage war umso schmerzhafter, weil die Parteistrategen der NPD den Einzug in die Landtage von Hannover und Wiesbaden durchaus für realistisch gehalten und zum Wahlkampfauftakt Stimmergebnisse von »6 Plus X« angekündigt hatten. Noch einen Tag vor der Wahl appellierte Parteichef Udo Voigt an die Wählerschaft, die NPD mit einem »Donnerschlag« in die beiden Landesparlamente zu befördern. Seither herrscht jedoch Funkstille. Eine offizielle Erklärung der Parteiführung zum Wahlausgang gab es bis Donnerstag nicht.

Im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 verlor die NPD in Niedersachsen fast 7 000 Stimmen und konnte ihren Prozentanteil nur dank der niedrigen Wahlbeteiligung von 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent steigern. Dabei waren dort weder die REP noch die mit der NPD über den »Deutschlandpakt« verbundene DVU angetreten. Einzige Konkurrenz von rechts war die Kleinstpartei »Ab jetzt …Bündnis für Deutschland, Partei für Demokratie durch Volksabstimmung«, die auf 0,2 Prozent der Stimmen kam.

Null Bock auf »Hoffnungsträger«

In Hessen büßte die NPD sogar rund 17 500 Zweitstimmen (-42 Prozent) ein und fiel so von 1,3 Prozent auf 0,9 Prozent zurück. Die REP konnte ihre Stimmenzahl im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 hingegen halten. Ihr Anteil stieg leicht von 0,8 Prozent auf 1,0 Prozent. In beiden Ländern war die NPD bei den vorangegangenen Landtagswahlen im Februar 2003 nicht angetreten. Die REP lagen vor fünf Jahren in Hessen noch bei 1,3 Prozent.

Ihre besten Ergebnisse erreichte die niedersächsische NPD in den Wahlkreisen Helmstedt (3,6 Prozent), Verden (2,7 Prozent) und Osterode (2,6Prozent). In Hessen waren ihre Hochburgen die Wahlkreise Wetterau II (3,0 Prozent), Hersfeld (2,2 Prozent) und Wetterau III (2,0 Prozent). Die REP erzielten hier besonders hohe Ergebnisse in den Wahlkreisen Groß-Gerau I (2,2 Prozent) sowie in Offenbach und im Odenwald mit 2,1 Prozent.

NPD-internen Diskussionsstoff birgt neben dem enttäuschenden Gesamtergebnis aber auch das schlechte Abschneiden der drei niedersächsischen Spitzenkandidaten in ihren Direktwahlkreisen, darunter mit Andreas Molau auch ein Hoffnungsträger der Bundespartei. Die Erststimmenergebnisse von Molau wie auch des Landesvorsitzenden Ulrich Eigenfeld und des REP-Übertritts Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg lagen überdurchschnittlich niedrig im Vergleich zu den Zweitstimmen im jeweiligen Wahlkreis.

Eine ausführliche Wahlauswertung kann kostenlos bestellt werden unter medienbuero@gmx.net.

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