Der freche Zeichenstift aus Kaulsdorf

Ausstellung mit Karikaturen von Willy Moese im Vivantes-Klinikum

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Sein frecher Zeichenstift ist vielen Menschen bekannt, und die Signatur »WiM« war ein Markenzeichen. Jetzt ist ein Querschnitt der Arbeiten von Willy Moese, der vor einem Jahr am 14. Februar verstorben ist, in der Krankenhauskirche des Vivantes-Klinikums Hellersdorf (Griesinger-Krankenhaus) zu sehen.

Fast 40 Jahre lang hat der Kaulsdorfer Karikaturist Humor in die »Wochenpost«, die »NBI« oder die »Junge Welt« gebracht. Aber nicht nur seine witzigen Karikaturen machten ihn bekannt, sondern auch seine Zahlenfiguren, die bei den Kindern besonders beliebt waren und es heute noch sind. Obwohl er als Karikaturist viel veröffentlicht hat, gibt es nur einen Sammelband mit seinen Zeichnungen. 1972 veröffentlichte Willy Moese beim Eulenspiegelverlag ein kleines Büchlein »Zum Beispiel Fünflinge«, das wohl eher unter dem Ladentisch verkauft wurde und sehr schnell vergriffen war. Mit dem Gedanken »Denn solcher Unfug hat Methode« schloss Jurek Becker sein Vorwort. So gab es nie eine Nachauflage. Aber auch das hatte Jurek Becker im Vorwort schon befürchtet. Willy Moese veröffentlichte weiter seine Karikaturen in Zeitungen.

1955 kam er nach Berlin, blieb im Ostteil, weil hier für ihn die Verlage dicht konzentriert lagen. Aber nicht nur politische Satire floss aus seiner Zeichenfeder. Willy Moese war auch der Erfinder der Zahlenfiguren, mit denen sich hauptsächlichen Kinder beschäftigt haben. Dabei mussten Zahlen mit Strichen verbunden werden, so entstand die Karikatur. Aber nicht nur in der Presse konnte man seine Werke bewundern. Er entwarf Bühnenbilder für die »Academixer« oder die »Distel«, zeichnete für Programmhefte und entwarf Plakate.

Willy Moese wurde am 21. Juli 1927 in Barcelona geboren. Sein Vater war ein Deutscher, der nach dem ersten Weltkrieg nach Spanien gezogen war und dort eine Spanierin geheiratet hatte. Willy Moese bezeichnete sich stets als »gut gelungene Mischung« beider Charaktere. 1936 – während des spanischen Bürgerkriegs – kam er nach Bayern, wo er sich auch nach 1945 als Karikaturist ausprobierte. Von Hamburg bis München fand er einige Verlage, die ihm seine Werke abnahmen, aber durch die großen Entfernungen war er mehr unterwegs, als dass er Zeit zum Arbeiten fand. Und so zog es den jungen Karikaturisten 1955 nach Berlin. Den Ostteil der Stadt fand Willy Moese interessanter als den Westteil. »WiM« wurde hier bald zu einem Markenzeichen.

Das Haus in Kaulsdorf ist eine kleine Welt für sich. Unter schattigen Bäumen, abseits der großen Verkehrswege lebte und arbeitete er, schöpfte Ideen für seine Arbeit. Das Haus der Familie Moese ist ein Sammelsurium von alten Möbeln, Einrichtungsgegenständen, Figuren, Spielzeug ... »Ich sammle eigentlich nichts«, erklärte Moese immer auf entsprechende Fragen, aber sein Umfeld sagt genau das Gegenteil aus.

Maria Moese möchte mit dieser Ausstellung in der Krankenhauskirche einen Querschnitt der Arbeiten ihres Mannes zeigen. Dafür hat sie Karikaturen und Bildgeschichten zusammengestellt. Sie hofft auch darauf, dass diese Ausstellung ein Anstoß wird, einmal einen Karikaturenband von »WiM« zusammenzustellen.

Ausstellung »Zeichnungen und Karikaturen von Willy Moese«, Krankenhauskirche des Vivantes-Klinikums Hellersdorf, Brebacher Weg; bis 29. Februar, mo. bis fr. 14 bis 16 Uhr, so. 10 bis 12 Uhr, Eintritt frei

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