Zurückbleiben!

  • Almut Schröter sah Leute zusammenrücken
  • Lesedauer: 2 Min.

Streik muss wehtun, sonst bringt er nichts, sagen sich Gewerkschaften und Streikende. Sie wollen ihre Forderungen durchdrücken. Dafür wurden Arbeitsniederlegungen schließlich erfunden. Was soll das Ganze, wenn es keiner merkt.

Mit bewundernswerter Solidarität haben Berliner bisher dadurch Unbequemes ertragen. Unsere Stadt bremst man nicht so einfach aus.

Was heute angesichts des andauernden BVG-Streiks und der angedrohten Bahnstreiks mit der Stimmung hätte passieren können, vermochte niemand zu sagen. Das normale »Bitte Zurückbleiben!« ließ neue Dimensionen erahnen. Wie Pik Sieben auf Bahnsteig Acht sah man sich dastehen, weil kein Zug kommt. Nerven werden strapaziert. Das viel gelobte Zusammenrücken dürfte schon vor Eintreffen eines Zuges unangenehme Ausmaße annehmen.

Wer Arbeit hat, will sie bei aller Solidarität nicht aufs Spiel setzen. Wie er zum Arbeitsplatz kommt, ist seine Sache. Lohnausfall, Abmahnungen, im besten Fall Nachholen der Arbeitszeit muss er in Kauf nehmen. Nebenher sollen sich noch viele etwas dazu einfallen lassen, wie sie ihre Kinder zur Schule bekommen.

Alte, Behinderte, Mütter mit kleinen Kindern müssen sich indes von der Mobilität verabschieden. Sie haben auch keine Chance bei den ausgerufenen Mitnahmeappellen. Sie können sich nicht irgendwo mit einem Schild samt Fahrziel an die Straße stellen.

So ist das mit dem Schmerz. Zu lange darf man nicht aufs Schlimme hauen. Von Verhandlern im Bahnkonflikt verlautete am frühen Abend, sie seien ein Stück vorangekommen. Nun, wenigstens einer. Bei der BVG entschloss man sich vorsichtshalber zu verkürzten Taktzeiten im Notfahrplan, um etwas Druck zu nehmen. Wenn Politiker wie der Regierende Bürgermeister Wowereit sich veranlasst sehen, so viel Mitgefühl für die Landeskinder aufzubringen, wird es ernst.

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