Kein Ende des Arbeitskampfes

  • Elisabeth Baum und Joachim Bischoff
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die rund 2,7 Millionen Einzelhandelsbeschäftigten zeichnet sich weiter keine Lösung im laufenden Tarifstreit ab. Ver.di fordert je nach Region zwischen 4,5 und 6,5 Prozent mehr Lohn. Der Arbeitgeberverband HDE knüpft eine Lohnerhöhung von 1,7 Prozent an die Abschaffung der Zuschläge für Spätschichten und Samstagsarbeit, was einem deutlichen Minusgeschäft für die Beschäftigten gleichkäme. In Hamburg erhielten die VerkäuferInnen im letzten Jahr 20 Prozent Zuschlag für die Arbeit am Samstag nach 14.30 Uhr und 50 Prozent nach 20.00 Uhr – als Zeitgutschrift oder Auszahlung. Bei einem Bruttostundenlohn von im Schnitt 12,30 Euro macht der Zuschlag bei 20 Prozent 2,46 Euro aus; bei 50 Prozent sind es 6,15 Euro. Die Verluste, die den Beschäftigten mit der Abschaffung entstünden, können durch eine allgemeine Lohnerhöhung von unter 2 Prozent nicht ausgeglichen werden. Angesichts steigender Preise würden die Beschäftigten sogar noch tiefer in den Niedriglohnbereich gedrückt.

Sie leisten gute Arbeit und verlangen nichts, was nicht erfüllbar wäre: planbare Arbeitszeiten, akzeptable Zuschlagsregelungen und Einkommenserhöhungen, die mit 4,5 Prozent nicht überzogen sind! Als Grundlage für Verhandlungen sieht ver.di die Regelungen beim Handelsriesen REWE. Das Unternehmen zahlt seinen 88 000 Beschäftigen seit Januar 2008 drei Prozent mehr Lohn und Gehalt, dazu 50 Euro monatlich für 2007. Die Samstagszuschläge von 20 Prozent wurden um vier Stunden auf 18.30 Uhr verschoben. Auch Ikea, Hornbach und Otto haben die Gehälter erhöht. Das halbe Entgegenkommen der Einzelhandelskonzerne ist das Ergebnis massiver Streikaktionen. Die Arbeitgeber versuchten zunächst, mit dem Einsatz kostengünstigerer ZeitarbeitnehmerInnen den Verkauf einigermaßen aufrecht- zuhalten. Trotzdem blieben Beeinträchtigungen im Tagesgeschäft nicht aus – streckenweise waren etwa ganze Regalmeter und Kühltruhen leergefegt, weil auch die Beschäftigten in den Lagern im Ausstand waren.

Noch sind nur wenige Großunternehmen verhandlungsbereit. Die Situation im Handel bleibt kritisch. Die Beschäftigten sind nicht zu weiteren Abstrichen bereit, auch wenn der Flächentarif damit in weite Ferne rückt. Weitere Reformen sind nötig, die für sie Verbesserungen bringen. Es geht nicht nur um gute Arbeit durch die Beschäftigten, es geht auch um die Qualität der Dienstleistung für die Kunden.

Joachim Bischoff ist Ökonom und Mitglied der AG Alternative Wirtschaftspolitik; Elisabeth Baum ist Betriebsrätin in einem Hamburger Einkaufszentrum.

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