Im Rhythmus gut gelaunter Menschen

Bei »Artliners« in der Friedrichshainer Gärtnerstraße treffen sich zur Freude des Publikums Musiker aus aller Welt

  • Anouk Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

»Hey, how do you do!« ruft ein kräftiger Mann mit Bart und Locken einem Schwarzhaarigen zu, der gerade mit umgehängter Gitarre zur Tür hereingekommen ist. Im »Artliners«, einem Kneipencafé gleich in Friedrichshain, wird relativ viel Englisch gesprochen, auch mal Französisch oder Spanisch. Denn hier sind viele der Stammgäste Musiker – aus Berlin und anderen Teilen Deutschlands, aber eben auch aus Großbritannien, den USA oder Australien.

Tom Lee Who, wie sich der Lockige aus Norddeutschland mit Künstlernamen nennt, ist hier »Hausmusiker« und spricht ebenfalls perfekt Englisch, schon von Berufs wegen. Schließlich trägt er seine Folk- und Rocksongs in dieser Sprache vor. Jeden Sonntag veranstaltet er auf der Bühne des schlauchförmigen Ladens, die mit Soundanlage und Klavier ausgestattet ist, ab 17 Uhr eine Live-Session. Jeder, der ein Instrument spielt oder eine gute Stimme hat, ist willkommen, und spätestens um 20 Uhr jammen gut gelaunte Menschen, was das Zeug hält. Sehr zur Freude des Publikums. Folk, Country, Rock, Balladen, Soul – irgendwie finden die Musiker, egal welche Richtung sie sonst spielen, immer zusammen. Wird es zu eng, wechseln sie sich ab.

Auch sonst ist das Musikprogramm des 2004 eröffneten Etablissements bunt gemischt. Donnerstags treten meist Solokünstler mit Blues, Folk oder Balladen auf, während es freitags und sonnabends mit Rock-, Jazz-, Punk- oder Independent-Bands laut werden darf. Zumindest bis Mitternacht. Dann ist Ruhe wegen der Nachbarn. Auch ihretwegen ist Montag bis Mittwoch musik-, wenn auch nicht kulturfrei. Jeden Montag ab 21 Uhr läuft auf der Leinwand hinter der Bühne ein Film, im März stammte der jeweils von Jim Jarmusch. Am letzten Dienstag im Monat ab 20 Uhr ist beim Quiz das Allgemeinwissen der Gäste gefragt, die zwischen 20 und 50 Jahren alt sind und aus allen Bevölkerungsschichten kommen – vom Studenten über (Lebens-)Künstler bis zum Handwerker. Veranstaltet wird das Programm vom Verein Kiezkult, den Musiker Tom und Artliners-Besitzerin Yvonne Franzke im Juni 2005 gründeten, um Kunst und Kultur im Friedrichshainer Südkiez zu fördern. Denn obwohl hier im Stadtteil die Kneipendichte eine der höchsten in ganz Berlin ist, gibt es nur wenig Auftrittsmöglichkeiten für Livemusiker.

Im Sommer 2006 wurde der Laden von den Vereinsmitgliedern renoviert. Seither gibt es die Bühne, an den Wänden leuchtet eine gelb-orangene Tapete im 60er-Jahre-Stil. Darüber hängen in wechselnden Ausstellungen Bilder oder Fotos von Berliner Künstlern. Eintritt für die Abendveranstaltungen wird nicht erhoben, außer einem Euro zusätzlich beim ersten Getränk.

Das Geld geht direkt an die Künstler, zusätzlich zu einer kleinen Gage. Höhere Gagen sind nicht drin. Dafür bewegen sich die Getränkepreise (Kaffee 1,50, Bier ab 2 Euro) in einer Preiskategorie, die vielen Studenten und Arbeitslosen in der Gegend entgegenkommt.

Artliners, Gärtnerstraße 23, Friedrichshain, geöffnet Mo. ab 18 Uhr, Di.-Fr. ab 15 Uhr, Sa., So. ab 14 Uhr. Kontakt unter Telefon 74 77 59 10, im Internet unter www.artliners-berlin.de oder www.kiezkult.de

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