Mazedo-nie-n

  • Jürgen Elsässer
  • Lesedauer: 1 Min.

Skopje ist der größte Verlierer des NATO-Gipfels. Im Unterschied zu Georgien und der Ukraine, deren Beitrittsgesuche auch auf die lange Bank geschoben wurden, ist die Ablehnung für Mazedonien ein Todesurteil: Wie kann ein Land überleben, dessen Namen nicht einmal von seinen engsten Bündnispartnern anerkannt wird? Athen hat erfolgreich sein Veto eingelegt, weil es befürchtet, daß sein nördlicher Nachbar mit diesem Staatstitel das historische Erbe Alexanders des Großen reklamiert und damit Ansprüche auf die makedonische Provinz Griechenlands befeuert. Umgekehrt konnte sich Skopje nicht auf Retortennamen wie Neu-Mazedonien einlassen, weil damit die Künstlichkeit des Republikchens noch offensichtlicher würde: Mazedonien außerhalb der hellenischen Antike hat es nie gegeben, die gleichnamige Teilrepublik war eine idiotische Erfindung Titos und die Transformation dieser Teilrepublik 1991 in einen eigenen Staat Element der NATO-Strategie zur Zerschlagung Jugoslawiens. Die christliche Mehrheit spricht einen bulgarischen Dialekt, die islamische Minderheit – etwa ein Viertel der Bevölkerung – würde sich am liebsten einem Großalbanien anschließen. Nachdem die NATO den Kosovo-Albanern die Abspaltung von Serbien erlaubt hat, hat sie keine Argumente mehr, den Skipetaren in Westmazedonien das selbe Recht zu verwehren. Einzig der schöne Name hielt das Ganze noch zusammen. Was übrig bleibt, ist der mazedonische Fruchtsalat.

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