nd-aktuell.de / 03.05.2008 / Kultur / Seite 24

»Ohne Glück bringt der beste Plan nichts«

Mensch-ärgere-Dich-nicht braucht Wächtertaktik

René Gralla
Katharina Mathes (26) aus Hirschhorn bei Heidelberg ist Deutschlands Beste im »Mensch-ärgere-Dich-nicht«. Die Rechtsreferendarin muss den Titel, der 2007 zum ersten Mal ausgespielt worden ist, an diesem Wochenende verteidigen. 200 Kandidaten aus allen Altersklassen würfeln und ziehen um die Wette. Mit KATHARINA MATHES sprach ND-Autor RENÉ GRALLA.
Katharina Mathes: Zwischen Würfelfall und Basketball.
Katharina Mathes: Zwischen Würfelfall und Basketball.

ND: Wie haben Sie es 2007 geschafft, im »Mensch-ärgere-Dich-nicht«, einem klassischen Glücksspiel, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen?
Mathes: Na, mit Glück!

Demnach ein reiner Zufallssieg?
Das nun auch nicht. Taktik ist auf jeden Fall mit dabei. Sie müssen umsichtig Ihre Steine setzen, sonst kommen Sie nicht weiter.

Strategie und Taktik bilden also die Voraussetzungen dafür, dass der Faktor Glück zum Zug kommt?
Genau. Allerdings: Ohne Glück bringt der beste Plan nichts. Da können Sie so gut taktieren wie Sie wollen.

Was ist denn nun eine schlaue Vorgehensweise: Schritt für Schritt, mit der ganzen Truppe als geschlossener und verteidigungsbereiter Block?
Genau das ist falsch, wenigstens aus meiner Sicht. Ihre Taktik erhöht in dem Fall, dass Sie verfolgt werden, die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre gesamte Gruppe aufgerollt wird.

Und der Rat der Meisterin?
Ich bevorzuge die Wächtertaktik, wie ich die nenne. Ich lasse die Figuren verteilt über das Spielfeld in weit auseinandergezogener Formation vorrücken – und ich positioniere einen Wächter vor dem Haus eines Kontrahenten. Manche trauen sich dann nicht in die Nähe, weil sie fürchten, aus dem Rennen geworfen zu werden – und verlieren auf diese Weise Zeit.

Demnach hat das Spiel mehr Substanz als vermutet wird?
Richtig. Im »Mensch-ärgere-Dich-nicht« können Sie nur gewinnen, wenn Sie das ernst nehmen.

Würfeln Sie eigentlich oft die beliebten Sechser?
Meistens würfele ich genau die Zahl, die ich brauche. Oft sage ich mir innerlich: So, und jetzt eine Vier – und das klappt. Meine Familie hält das für Hexerei.

Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesem klassischen Gesellschaftsspiel?
Seit der Kindheit. Später während des Studiums habe ich zur Entspannung in den Examenspausen gespielt.

Und wie kam es zu Ihrem Start bei der ersten Deutschen Meisterschaft 2007?
Das war Zufall. Ich habe vorher die Plakate gesehen und aus Spaß im Familienkreis und vor Freunden angekündigt, dass ich teilnehmen werde. Die glaubten, dass ich sie veräppele, weil es doch bestimmt keine deutsche Meisterschaft im »Mensch-ärgere-Dich-nicht« gibt. Diese Skepsis hat mich erst richtig neugierig gemacht.

Gab es da auch etwas zu gewinnen?
Ein kleines Fass Bier, fünf Liter leckeres »Tannenzäpfle«.

Rechnen Sie damit, Ihren Titel am 4. Mai zu verteidigen?
Mit etwas Glück schon. Doch alles hängt noch von ganz anderem ab. Ich spiele auch Basketball in der Landesliga. Wenn ich für Sonntag vom Trainer gesetzt bin, dann hätte das Vorrang.

2. Deutsche Meisterschaft im »Mensch-ärgere-Dich-nicht« in Wiesloch-Baiertal (Rhein-Neckar-Kreis) am Sonntag, 4. Mai, ab 13 Uhr in der Gemeindehalle. Weitere Infos: www.das-turnier.de;[1] Email: info@das-turnier.de[2]

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  1. http://www.das-turnier.de;
  2. info@das-turnier.de