Eishockey-Tempel für die Ewigkeit

Torontobesuch bei Joachim Ziesche & Co.

  • Peter Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Ziesche: 1958 bis 1989 Stürmer und Trainer beim SC Dynamo Berlin.
Ziesche: 1958 bis 1989 Stürmer und Trainer beim SC Dynamo Berlin.

Die Hockey Hall of Fame (dt.- Eishockeyruhmeshalle) ist in jedem Stadtplan der kanadischen Metropole Toronto eingezeichnet. Das markante, ehemalige Bankgebäude Yonge Street/ Ecke Front Street ist nicht zu übersehen. Um zehn Uhr öffnen sich die Glastüren. Bis 1980 war der Eintritt frei, heute zahlen Erwachsene 13 Dollar, Senioren und Jugendliche acht.

Ins Leben gerufen worden war die Einrichtung im Jahr 1943 durch den kanadischen Eishockeyverband. Trikots, Schläger, Pucks, Pokale, Medaillen, Dokumente, Fotos spiegeln die Entwicklung des schnellen Kufensports in Kanada seit dem ersten dortigen Match im Jahr 1875 wider. Aber vor allem ist die Hall of Fame natürlich ein Ort der Ehrung der Größten innerhalb und außerhalb der Bande.

Die Auswahlkriterien sind streng. Ein Kandidat muss mindestens drei Jahre nicht mehr aktiv sein, bevor ein 18-köpfiges Expertengremium darüber entscheidet, ob er aufgenommen wird. Einigen wenigen Topspielern wie Wayne Gretzky oder Mario Lemieux wurde die Wartezeit gestrichen. Maximal vier Spieler, zwei Funktionäre und ein Schieds- oder Linienrichter werden pro Jahr geehrt. Bis heute sind 238 ehemalige Spieler, 96 Funktionäre sowie 14 Schieds-/Linienrichter in den illustren Kreis aufgenommen worden.

War Eishockey in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vor allem in Nordamerika, später auch in den skandinavischen Ländern populär, so erhielt der Sport mit dem Eintritt der sowjetischen Kufencracks in die internationale Arena einen gewaltigen Wachstumsschub. »Das Erscheinungsbild des internationalen Eishockeys veränderte sich 1954, als die Sowjetunion erstmals an der Weltmeisterschaft teilnahm und in beeindruckender Manier den Kanadiern die Goldmedaille wegnahm«, heißt es im offiziellen Führer der Hall of Fame.

Spätestens von da an war Kanada nicht mehr die allein dominierende Nation des Eishockeysports. Doch es dauerte 44 Jahre, bis sich diese Erkenntnis auch in der Hall of Fame niederschlug. Denn erst 1998 gab es zwischen dem Internationalen Eishockeyverband IIHF und der Hall of Fame in Toronto einen Vertrag, in dem fixiert wurde, dass eine Abteilung des Hauses dem internationalen Eishockey und seinen herausragenden Vertretern gewidmet wird.

Für den Besucher mit DDR-Vergangenheit, der die Höhen und die zum Teil verordneten Tiefen des Eishockeys im Osten Deutschlands miterlebt hat, ist es ein sehr angenehmes Gefühl, wenn er hier in Toronto unter all den Stanley Cup-Gewinnern, Olympiasiegern und Weltmeistern auch einen Joachim Ziesche findet. Der gebürtige Dresdener, der nächstes Jahr 70 wird, hatte 197 Länderspiele für die DDR bestritten und an acht A-Weltmeisterschaften teilgenommen.

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