Werbung

Für Wien buchen

  • Marko Rehmer
  • Lesedauer: 2 Min.

Als ich im Baseler Stadion vor dem Anpfiff in die Runde geschaut habe, sah ich fast nur weiß. Es kam mir vor, als wäre ich bei einem Heimspiel der deutschen Nationalmannschaft. Die Stimmung und Unterstützung war wirklich sensationell – und das schon, bevor Schweinsteiger und Klose die ersten Tore gegen Portugal erzielt haben.

Deutschland hat mal wieder den Mythos der oft zitierten »Turniermannschaft« bedient. K.o.-Spiele haben ihren eigenen Charakter, es geht wieder von Null los. Die Portugiesen haben hervorragend in der Gruppe gespielt, aber das deutsche Team hat sich rechtzeitig zum Viertelfinale gesteigert.

Trainer Joachim Löw hat mit der taktischen Umstellung auf das 4-2-3-1-System das richtige Rezept gefunden: vorne mehr Platz für offensive Aktionen von Ballack geschaffen und die portugiesische Defensive mit den schnellen Außenpositionen überrascht, hinten den Gegner mit dem gewohnt sicheren Kurzpassspiel gebremst.

Dass Löw während des Spiels in einer abgetrennten Loge und nicht am Spielfeldrand saß, war für ihn bestimmt schlimmer als für die Spieler. Während die Partie läuft, nimmt man auf dem Feld nicht sonderlich viel wahr, auch keine Zwischenrufe vom Trainer. Wichtiger sind die Gespräche vorher und die taktische Einstellung – und die hat gestimmt.

Natürlich hatte das deutsche Team auch das nötige Quäntchen Glück. Ganz stoppen kann man die spielstarken Portugiesen nicht. Sie hatten auch ihre Torchancen, waren aber nicht so sicher im Abschluss wie das DFB-Team, das seine Möglichkeiten fast optimal genutzt hat.

Die deutsche Mannschaft hat all das gezeigt, was sie bei vielen Auftritten vor dem Turnier so stark gemacht hat: Wille, Einsatz, Drang nach vorne – und Spaß am Spiel. Deshalb freue ich mich schon darauf, sie wieder in Basel im Halbfinale zu sehen – und wahrscheinlich kann ich schon mal einen Flug für das Finale in Wien buchen.

*

Unser Autor (Foto: dpa) ist 35-facher Nationalspieler und wurde Vizeweltmeister bei der WM 2002 in Südkorea und Japan. Er begann seine Karriere bei Union Berlin und spielte u. a. für Hansa Rostock und Hertha BSC.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal