Abschied von einer Legende

Lars Riedel geht offiziell in den Ruhestand

Er genoss am Sonnabendnachmittag im einstigen Nürnberger Frankenstadion noch einmal die minutenlangen stehenden Ovationen, als habe er so- eben angekündigt, mit 41 doch noch in Peking zu starten. Aber Mitte der Woche hat er in Berlin sein definitives Karriereende öffentlich gemacht. Nun wurde er unter nicht enden wollendem Beifall offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet – Diskuswurf-Legende Lars Riedel.

Der gebürtige Zwickauer wurde ehrfurchtsvoll »Herr der Ringe« genannt und als fünffacher Weltmeister, Europameister von 1998, elffacher deutscher Meister, Olympiasieger von Atlanta 1996 und Olympiazweiter von Sydney 2000 bisweilen mit einer anderen Legende verglichen, dem US-Amerikaner Al Oerter, der vier Mal Olympiasieger (1956 bis 1968) war. Mit 41 Jahren und nach 17 Jahren Leichtathletik macht Lars Riedel, der »Mann mit dem goldenen Arm«, wie seit Jahren schon der Rücken Probleme. »Von daher hätte es keinen Sinn gemacht, auf Biegen und Brechen um die Olympiaqualifikation zu kämpfen«, sagt er, auch wenn es ihn unheimlich gereizt hätte, zum fünften Mal in Folge bei Olympischen Spielen dabei zu sein. »Im Augenblick trainiere ich noch ab, konzentriere mich aber vor allem auf das, was nun nach meiner Profikarriere kommt.«

Der einst für den LAC Chemnitz startende Sachse lebt seit 2006 in Bayern am Tegernsee, »wo ich nach der teuren Scheidung 2005 in Katja meine große Liebe gefunden habe.« Er trug zuletzt das Trikot des TuS Saulheim. Beruflich versucht er in einer Rehaklinik am Tegernsee Fuß zu fassen. »Im Augenblick bin ich dabei, für diese Klinik ein spezielles Rehakonzept zu erarbeitet. Daneben setze ich meine Weiterbildung als Fitness-Ökonom fort«, schildert Riedel seinen beruflichen Einstieg und verweist noch auf ein anderes Projekt: »Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich ein Programm für Gehirntraining mit Bewegung entwickelt. Es zielt im Wesentlichen auf das Motivationstraining.« Damit will er Erfahrungen an Unternehmen und Manager weitergeben und sich nach den misslungenen Versuchen mit Immobiliengeschäften ein zweites berufliches Standbein schaffen.

Übrigens hofft er insgeheim, doch noch Olympia in Peking zu erleben, »wenn mich irgendein Fernsehsender als Co-Kommentator braucht«, sagt er lachend. Von Ruhestand »im zweiten Leben ohne Diskus« kann also keine Rede sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal