Der gute Mensch

Ernst Stötzner inszeniert »Die Präsidentinnen« in der DT-Box

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

W arum? Manchmal geben Lebensdaten die Antwort. Werner Schwab, der mit seinen »Fäkaliendramen« Anfang der 90er Jahre für Skandal sorgte, wurde 1958 in Graz geboren. Und er starb 1994 – ebenfalls in Graz. Eine kleine Welt, die sich für heil hält, hat er bereist, aber das mit allem Selbsthass der Provinz.

Ich gestehe, dass mich bei Schwabs Stücken (»Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos«) eine ähnliche Unlust befällt wie bei den Zerstörungsstücken Sarah Kanes. Es ist nicht schwer zu zeigen, dass der Mensch im Grunde ein verlogener Haufen Dreck bleibt und zu jeder Mordtat fähig. Dennoch ein Mensch, dem etwas passiert, was er nicht »sein Leben« nennen will, das er nicht akzeptieren kann? Die Inszenierungen von »Präsidentinnen«, die ich bisher sah, zeigten jedes Mal drei Hausweiber – Erna, Grete und Mariedl – als echte Kleinstadtbestien, die hinter der Gardine aufs nächste Opfer ihrer Verbalausscheidungen warten. D...


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