Überfordert

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Klaus Joachim Herrmann über die Ankunft der Finanzkrise

»Früher sollten wir von den Russen lernen«, erinnerte sich gestern eine Runde dreier Berliner in Arbeitskluft am runden Tisch mit Bockwurst am Ostbahnhof. »Die Amis können's och nich besser«, war man in der Gegenwart und bei der Zukunft mit der Frage »Und wer muss wieder ran...?«

Lassen wir das als Stimme des Volkes gelten, dann waren dessen Vertreter gestern im Abgeordnetenhaus richtig nah dran. Sorge, Wut und Ängste machte die LINKE geltend. Lehren aus dem Wahnsinn forderte die SPD. Die große Verantwortungslosigkeit fand die FDP in den USA. Die CDU mahnte entschiedenes Handeln an. Die Grünen wollten mit dem Kreditsystem nicht auch noch die Spitzbuben in Nadelstreifen retten.

Schimmerte auch zuweilen Unbehagen über das konkrete Vorgehen durch, wollte sich doch niemand ernstlich der trefflich als »Risikoabschirmung des Finanzkapitalismus« (Carl Wechselberg, LINKE) bezeichneten Maßnahmen verweigern. Dann käme alles noch schlimmer, so die Warnung, würde das Übel noch übler.

Die Rettung der Bankgesellschaft 2001 und der Weg aus der Berliner Krise war mancherorts hämisch belachtes lokales Schauspiel. Das geschah den Hauptstädtern angeblich recht und sollte allein ihre Sache sein. Sie waren zwar erfolgreich, doch nun geht es um das Finanzsystem. Da sind sie überfordert. Ein wirklich lohnender Ansatz wäre für alle: Warum soll man retten, was nichts taugt?

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