Debütanten-Ball

Vorm England-Spiel: Die DFB-Neulinge messen in der Bundesliga die Kräfte

  • Eric Dobias
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Montag werden sich Marvin Compper, Tobias Weis und Marcel Schäfer im Training das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft überstreifen, 48 Stunden zuvor messen die Auswahlneulinge in der Fußballbundesliga als Gegner ihre Kräfte. Das Aufeinandertreffen zwischen 1899 Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr) trägt nach der überraschenden Nominierung des Trios für den Länderspiel-Klassiker Deutschland gegen England (Mittwoch, 20.45 Uhr) urplötzlich Züge eines Debütanten-Balls.

Mit einer Mischung aus Staunen, Freude und Stolz hatten die Hoffenheimer Compper und Weis am Donnerstag ihre erstmalige Berufung in den erlauchten Kreis der Nationalspieler aufgenommen. »Mein erster Anruf galt meinen Eltern, die es kaum glauben konnten. Mit der Nominierung geht ein Traum in Erfüllung», sagte der 23-jährige Weis. Für den gleichaltrigen Compper ist die Nominierung »eine große Ehre. Auf diese Einladung bin ich wirklich stolz.«

Die steile Karriere der beiden Talente steht exemplarisch für den rasanten Aufstieg des kessen Aufsteigers, der als Tabellenzweiter die Bundesliga aufmischt. Beide durchliefen die Nachwuchsschule beim VfB Stuttgart, beide landeten als Jung-Profis auf dem Abstellgleis. Weis kickte zumeist im Regionalligateam der Schwaben. Weil er beim VfB keine Perspektive sah, ging er im Sommer 2007 nach Hoffenheim. Compper saß bei Borussia Mönchengladbach fast nur noch auf der Tribüne, ehe er im vergangenen Winter für 100 000 Euro ins Kraichgau kam. Der Wechsel wurde für das Duo zum Glücksfall, denn unter Trainer Ralf Rangnick erhielten sie die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und zu Nationalspielern zu reifen.

Vor allem auf den 1,85 Meter großen Compper, dessen Vorfahren von der Karibikinsel Guadeloupe stammen, hält Rangnick große Stücke. Der Innenverteidiger entwickelte sich auf Anhieb zur festen Größe im Team und zu einer Führungspersönlichkeit auch außerhalb des Platzes. »Er ist schnell und antizipiert gut», beschreibt Rangnick die Vorzüge Comppers, der mittlerweile zum Ersatzkapitän aufgestiegen ist.

Weis besticht durch sein Kämpferherz und ist laut Rangnick »schwer auszurechnen«. Obwohl sich Weis vor einigen Wochen einen Zeh angebrochen hat, gibt er immer Vollgas. Bei seinem Debüt in der DFB- Auswahl will er sich durch die Blessur erst recht nicht bremsen lassen: »Ich muss das jetzt durchhalten.«

Wie Compper und Weis hat auch Schäfer im vergangenen Jahr die Weichen auf Erfolg gestellt. Im Sommer 2007 wechselte der Linksverteidiger vom TSV 1860 München zum VfL Wolfsburg, wo er sich einen Stammplatz erkämpfte und diesen trotz der Verpflichtung von Weltmeister Cristian Zaccardo behauptet hat. Und wie das Hoffenheimer Duo hofft Schäfer darauf, am Mittwoch in Berlin für einige Minuten zum Einsatz zu kommen. »Es freut mich, dass der Bundestrainer Vertrauen in mich setzt und mir diese Chance gibt. Bei so einem Klassiker dabei sein zu dürfen, ist ein Traum«, sagte Schäfer.

Sein Trainer Felix Magath sieht den 24-Jährigen auf einem guten Weg und glaubt, dass Schäfer zum Vorbild für die Jugend taugt. »Marcel ist jemand, der ständig an sich arbeitet und auch in jedem Training an seine Grenzen geht. An seinem Beispiel wird sehr gut deutlich, wie man vorwärtskommen und sich weiterentwickeln kann«, sagte Magath. Nur mit dem Toreschießen klappt es momentan nicht so. Im Vorjahr traf Schäfer immerhin sechsmal, die Ausbeute nach zwölf Saisonspielen lautet null. Sorgen macht er sich deshalb aber nicht: »Meine Aufgabe ist es, zuerst defensiv zu denken. Schließlich bin ich Abwehrspieler.

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