Opel bald mit Solarantrieb?

Deutsche SolarWorld AG will den angeschlagenen Auto-Konzern kaufen

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Bonner Solarzellenproduzent SolarWorld bekundete am Mittwoch überraschend sein Interesse an Opel. Derweil geht der Streit um staatliche Beihilfen für den Autobauer in eine weitere Runde, auch innerhalb der CDU/CSU-Fraktion.

Berlin (ND/Agenturen). Das Ringen um die Zukunft von Opel hat eine überraschende Wendung erfahren: Der Solarzellenhersteller SolarWorld plant ein Angebot zur Übernahme der deutschen General-Motors-Tochter. SolarWorld könne bis zu einer Milliarde Euro bereitzustellen, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. SolarWorld will Opel nach eigenen Worten zum ersten »grünen« europäischen Autokonzern weiterentwickeln. Eine Opel-Sprecherin wollte das Angebot zunächst nicht kommentieren. Solarworld will die vier deutschen Opel-Werke sowie das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim übernehmen.

Zur Bedingung für die Abgabe eines Angebots machte SolarWorld, dass Opel vollständig aus dem GM-Konzern herausgelöst werden solle. Zudem will Solarworld für jeden deutschen Arbeitsplatz eine Kompensationszahlung von 40 000 Euro – was einer Milliarde Euro entspräche. Die Bundesregierung hat eine Bewertung des Kaufangebots abgelehnt. Es handele sich lediglich um eine Offerte an die Opel-Konzernmutter General Motors, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Derweil riefen die Überlegungen zu einer staatlichen Milliardenbürgschaft zugunsten von Opel in der Union Kritik hervor. »Das können wir uns nicht leisten«, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs der »Berliner Zeitung«. Auch CSU-Landesgruppenvorsitzender Peter Ramsauer zeigte sich skeptisch: »Es muss sehr genau geprüft werden, ob mit unserem bestehenden Instrumentarium die Hilfe überhaupt gegeben werden kann.« Die Bundesregierung hatte zugesagt, bis Weihnachten darüber zu entscheiden, ob eine Milliarden-Bürgschaft für Opel in Frage kommt.

EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat angesichts der Diskussion um eine staatliche Hilfe für Opel die Probleme des Autobauers als »Sonderfall« in Europa bezeichnet. »Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen«, betonte Verheugen am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. Dabei äußerte er sich jedoch nicht konkret über die mögliche deutsche Milliarden-Bürgschaft für den Konzern. Nach Informationen der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« braucht Opel im »schlimmsten anzunehmenden Fall« eine Bürgschaft über 1,8 Milliarden Euro in den Jahren 2009 und 2010.

Währenddessen setzte der hessische Landtag am Mittwoch die Höchstgrenze für Landesbürgschaften auf 500 Millionen Euro herauf. So soll gegebenenfalls dem Autobauer und seinen Zulieferern unter die Arme gegriffen werden können. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) rechnet bei einem Rettungspaket für Opel mit einer Landesbürgschaft von 30 bis 40 Millionen Euro. Das entspreche bei einer Länderbeteiligung von etwa 30 Prozent dem Anteil, der auf Thüringen als Standort der Opel Eisenach GmbH mit rund 1800 Beschäftigten entfallen könnte, sagte Althaus nach einem Krisengespräch mit Vertretern der Automobilindustrie. Zunächst müsste gesichert werden, dass deutsche Staatshilfen nicht an den USA-Mutterkonzern General Motors abfließen. Opel-Chef Hans Demant will die Gelder aus einer möglichen Staatsbürgschaft mit einer Zweckbindung für die deutschen Werke versehen. Damit machte er erstmals deutlich, wie er verhindern will, dass die deutsche Milliarden-Hilfe nicht am Ende in der GM-Zentrale in Detroit landet.

Die Opel-Angestellten müssen mit Einschnitten rechnen. Es gibt Pläne, die Produktion in fast allen europäischen Werken zurückzufahren und die Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden zu kürzen. Bonuszahlungen für Opel-Führungskräfte werden ab sofort gestrichen.

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