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Die »Angst, gesehen zu werden«

Ausstellung in Marzahn setzt sich für Opfer rechter Gewalt ein

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 2 Min.
Die »Angst, gesehen zu werden«

Ein einzelner, einsamer Mann, ein Ausländer, steht mit dem Gesicht zu einer langen grauen Mauer. »Angst, gesehen zu werden« nannte Nora Fritz vom Oberstufenzentrum Holztechnik in Altglienicke ihr Bild, das einprägsam die Situation widerspiegelt, in der sich viele Menschen mit einem Migrationshintergrund bei uns sehen.

Sandra Schulz von der Marzahner Rudolf-Virchow-Oberschule titelte ihr Bild »Schalt nicht ab, hilf!« Im Vordergrund treten hier zwei kleine stilisierte weiße Personen auf eine am Boden liegende schwarze ein. Dahinter hält sich eine mindestens doppelt so große Figur die Augen zu.

Beide Bilder gehören zu einer Wanderausstellung, die am Montagabend (8.12.) im Foyer des Alten Rathauses Marzahn, Helene-Weigel-Platz 8, eröffnet wurde und dort bis zum 31. Dezember von 8 bis 18 Uhr besichtigt werden kann. Gezeigt werden hier Bilder, die im Rahmen des Plakatwettbewerbes »Die Opfer von rechter Gewalt brauchen Unterstützung« im Jahr 2004 an Berliner Oberschulen entstanden.

Bei der von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt und der Opferberatungsstelle Reach Out initiierten Ausschreibung ging es darum, Schülerinnen und Schüler zu motivieren, Erfahrungen und Ideen zum Umgang mit Opfern von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus einzubringen.

Den Opfern sollte durch die Plakate Solidarität zugesichert und das Gefühl vermittelt werden, dass sie nicht allein sind. An die Betrachter richtet sich die Aufforderung, nicht wegzuschauen, Farbe zu bekennen, Opfern zu helfen. Insgesamt wurden damals 80 Einzel- und Gruppenarbeiten von mehr als 100 Schülerinnen und Schülern eingereicht.

Eine Jury zeichnete die drei besten Wettbewerbsbeiträge aus und vergab weitere 10 Ehrenpreise. Den ersten Preis hatte Nora Fritz erhalten, deren Plakat in einer Auflage von 2000 Stück gedruckt und an Berliner Schulen verteilt sowie im U- und S-Bahn-Bereich ausgehängt wurde.

Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linkspartei) erinnerte bei der Eröffnung an die Anti-Nazi-Demonstration vom Sonnabend in Lichtenberg, die gezeigt habe, dass die Menschen nicht bereit seien, den Rechtsextremisten die Straße zu überlassen. »Ich hoffe, dass es immer mehr werden, die sich wehren, die sich trauen, sich zu wehren,« sagte sie. Diese Ausstellung, zeigte sich Dagmar Pohle überzeugt, werde sicherlich dazu beitragen.

Infos: www.berlin-gegen-gewalt.de www.reachoutberlin.de

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