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Ewiger Zweiter greift nach Tourneesieg

Österreicher Wolfgang Loitzl hat das Siegen entdeckt / Beim Finale wird Dreikampf erwartet

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 2 Min.

Zumindest Sven Hannawald ist sich sicher, wer im Dreikampf um den Gesamtsieg bei der 57. Vierschanzentournee am Ende ganz oben steht: Wolfgang Loitzl. »Er hat eine stabile Form und einen unglaublichen Aufwind. Der gewinnt«, sagt Hannawald vor dem heutigen Finale in Bischofshofen und fügt hinzu: »Und ich behalte meinen Rekord.«

Hannawald hatte 2001/2002 als bislang einziger Flieger in der 56-jährigen Tourneegeschichte alle vier Springen und damit den Grand Slam gewonnen. Loitzls einziger Makel einer ansonsten perfekten Tournee ist bislang sein zweiter Platz beim Auftakt in Oberstdorf. Nach den beiden Siegen von Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck nimmt er 15,8 Punkte Vorsprung auf den Schweizer Simon Ammann mit ins Finale – das sind knapp neun Meter. Dahinter lauert mit 24,5 Zählern Rückstand sein Landsmann Gregor Schlierenzauer.

Einen ähnlich großen Vorsprung in der Tourneewertung nach drei Springen hatte zuletzt Jens Weißflog vor 15 Jahren vergeben, als nach einem Skandalspringen der Norweger Espen Bredesen noch am Oberwiesenthaler vorbeiziehen konnte.

»Natürlich ist das eine Vorentscheidung, zumal Wolfgang am 1. Januar 2009 das Siegen wieder entdeckt hat«, sagt der österreichische Chefcoach Alexander Pointner. Elf Jahre hatte Loitzl, der ewige Zweite, auf seinen ersten Weltcupsieg warten müssen. Nun folgten im neuen Jahr für den fast 29-Jährigen bei der Tournee gleich zwei Siege hintereinander.

Loitzl sieht die Lage so: »Ich habe ein gutes Polster, aber ich kann nicht auf Halten springen. Ich greife voll an und strotze nur so vor Kraft.« Sein Landsmann Andreas Widhölzl hat vor neun Jahren für den bis dato letzten Österreichischen Gesamtsieg gesorgt. Loitzls Frau Marika reist extra an, doch die Kinder Benjamin (3) und Niklas (1) bleiben daheim. Dass er Papa ist, sieht Loitzl als Vorteil im Dreikampf: »Ich bin reifer durch meine beiden Kinder. Wenn ich mit ihnen telefoniere, ist das ganze Thema Skispringen vergessen.«

Simon Ammann, der Mann mit dem Spitznamen »Harry Potter«, ließ sich vor der Tournee-Entscheidung von seinem Physiotherapeuten ablenken. »Meine Beine waren in dem ganzen Tournee-stress einfach müde, also habe ich mich durchkneten lassen. Ich habe die Tournee noch nicht verloren«, sagte der Olympiasieger und Weltmeister, der als erster Schweizer die Tournee gewinnen will. Er verzichtete am Montag ebenso auf die Qualifikation wie Flugkünstler Schlierenzauer. Beide nahmen einen freien Tag ohne Training. Schlierenzauer kündigte an: »Ich greife nochmal voll an.«

Die beiden Verfolger wurden einst von Bundestrainer Werner Schuster geformt. Schuster hält es durchaus für möglich, dass Loitzl noch scheitert: »Loitzl liegt die Schanze nicht so, und 15 Punkte sind in Bischofshofen locker aufzuholen.« sid

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