Fado ohne Weltschmerz

Die portugiesische Sängerin Mariza vereint Glamour und Folklore

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: 2 Min.

Mariza ist nicht nur Portugals erfolgreichster Kulturexport, sondern wohl auch der attraktivste. Ihre kraftvolle Stimme beeindruckt ebenso wie die expressive Ausdruckskraft und Bühnenpräsenz. Die 34-Jährige wurde bereits dreimal von der BBC zum »Best European Artist« im Bereich Weltmusik gekürt und gilt als legitime Erbin der portugiesischen Traditionsmusik.

Gleichzeitig bringt die Sängerin Glamour in die Folklore. Wäre die Bezeichnung »Diva« nicht so abgedroschen – auf Mariza mit ihrem extravaganten Kurzhaar-Blondschopf und der langgliedrigen Model-Figur träfe sie zu. Marizas Stimme verströmt eine fast männlich wirkende Kraft. Vielleicht trug dazu auch ihr Vater bei – ein Fado-Liebhaber, der allerdings nur Männerstimmen mochte. So waren diese jahrelang der bestimmende Einfluss auf die künstlerische Entwicklung der jungen Sängerin.

In der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mosambik geboren, landete Mariza im Alter von drei Jahren mit der Familie in Lissabons Armenviertel Mouraria. Dort eröffneten die Eltern eine Taverne, in der Mariza schon als Fünfjährige die Gäste mit kleinen Gesangseinlagen unterhielt.

Ihr Vater hörte den ganzen Tag Fado, jene melancholische Volksmusik, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter afrikanischen Sklaven und portugiesischen Matrosen entstand. Mariza ist unverkennbar in dieser Tradition verwurzelt, entwickelt den Fado jedoch kreativ weiter. Sie beschränkt sich nicht auf die traditionelle Begleitung von Gitarre und der mandolinenartigen Guitarra, sondern bezieht auch Streicher-Arrangements, Flamenco-Gitarre, Solo-Cello oder Jazzpiano ein. Auf ihrem aktuellem Album »Terra« spielt sogar Sting-Gitarrist Dominic Miller mit. Auch afrikanische, brasilianische und mexikanische Rhythmen oder aber kapverdische Melodien integriert Mariza in ihre Lieder.

Folglich geraten ihre Live-Konzerte temperamentvoller, als es die wehmütigen Fado-Geschichten um Leidenschaft und Sehnsucht vermuten lassen. Von »Saudade«, jener eigentümlichen portugiesischen Form des Weltschmerzes, ist streckenweise gar nichts zu spüren.

10.1., Admiralspalast, Friedrichstraße 101, Mitte

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