Victoriasee überfischt

Filets für die Europäer, Gräten für die Afrikaner

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Wambi Michael Jinja, Uganda

Die in der EU wachsende Nachfrage nach Fisch aus dem Victoriasee hat für Millionen Menschen, die in den Uferregionen des größten afrikanischen Binnensees leben, schwerwiegende sozioökonomische Folgen. Wegen des lukrativen Exports des in Europa als preiswert geschätzten Nil- oder Viktoriabarschs sind auf dem ca. 70 000 Quadratkilometer großen See immer mehr modern ausgerüstete Fangboote unterwegs. Traditionelle Fischer haben das Nachsehen.

Auf den lokalen Märkten der Anrainerstaaten Uganda, Kenia und Tansania ist Fisch inzwischen knapp und für die einheimische Bevölkerung unerschwinglich. Viele Menschen können sich nicht einmal mehr Fischköpfe und Gräten leisten, denn Händler kaufen die Abfälle auf und exportieren sie in Nachbarländer.

Die einst als unerschöpflich geltenden Fanggründe werden inzwischen stark überfischt. Nach Angaben der im ugandischen Jinja ansässigen »Lake Victoria Fisheries Organization« (LVFO) haben mehr als zehn Fischfabriken in der Region den Betrieb eingestellt und ihre Arbeitskräfte entlassen. Die übrigen 25 arbeiten mit stark eingeschränkter Kapazität. Auch den lokalen Fischern gehen immer weniger Barsche ins Netz.

Um den sich anbahnenden Konflikt um die knapp werdende Ressource Fisch zu entschärfen, forderte der Ministerrat der LVFO seine Mitgliedstaaten auf, mit eigenen Instrumenten die Fischpiraterie auf dem Victoriasee zu bekämpfen und ihre nationale Fischwirtschaft finanziell zu unterstützen, damit deren Boote nicht in fremde Gewässer ausweichen. Auch die Ausweisung von Schutzzonen wird empfohlen, damit sich die ausgeplünderten Fischbestände erholen können. IPS

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