Mit magischer Kür zum dritten Titel

Eiskunstlauf-EM in Helsinki: Chemnitzer Sawtschenko/Szolkowy triumphieren erneut

  • Britta Körber
  • Lesedauer: 3 Min.

Aljona Sawtschenko bekam eine Gänsehaut, Robin Szolkowy genoss die Ovationen in vollen Zügen – nach einer magischen Kür war Titel Nummer drei bei den Europameisterschaften alles andere als Routine für die Weltmeister. »Es war die beste Leistung der Saison«, sagte die 25-Jährige strahlend um kurz vor Mitternacht am Mittwoch in der Hartwall Arena von Helsinki.

Den schwierigen Vortrag zur Filmmusik von »Schindlers Liste« interpretierten die beiden Ausnahmeläufer so gefühlvoll, dass die 6000 Zuschauer gebannt den Atem anhielten. »Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich mitbekommen habe, wie ruhig es in der Halle war. Ich habe es nur noch genossen«, erzählte die zierliche Wahl-Chemnitzerin, die vor Aufregung lediglich zwei Stunden geschlafen hatte.

»Ich bin sehr stolz auf die Zwei«, sagte Trainer Ingo Steuer, der das »Kämpferherz« von Szolkowy lobte, nachdem dieser am Abend zuvor den Toeloop verpatzt hatte. »Der Biss war da«, lobte Steuer seinen Schüler, der ihm in den letzten Monaten zu aufmüpfig geworden ist, und kündigte eine Aussprache in Chemnitz an. »Wir haben die Auswertung der Leistung dann schwarz auf weiß, da kann keiner lügen«, erklärte der strenge und ehrgeizige Coach, »und dann werden wir uns zielstrebig auf Olympia vorbereiten«.

Zwar kommt zuvor noch eine WM im März in Los Angeles mit der starken chinesischen Konkurrenz, doch wenn die Sachsen ebenso gut laufen wie in der finnischen Hauptstadt, dann müssen sie niemanden fürchten. So deklassierten sie mit 199,07 Zählern die beiden russischen Paare Yuko Kawaguchi/Alexander Smirnow (182,77) und Maria Muchortowa/ Maxim Trankow (182,07), die zuvor in Führung gelegen hatten.

»Wir müssen in den nächsten Wochen noch eine Kohle drauflegen«, betonte Steuer, der sein Paradepaar in jedem Winter zu schwierigeren Elementen treibt. So überraschte das Duo nach dem verlorenen Grand-Prix-Finale im Dezember mit einer Umstellung in der Kür, in der die Höchstschwierigkeit Dreifachwurfsalchow als Höhepunkt nun erst am Ende kommt.

»Das ist gut, so bleibe ich bis zum Ende konzentriert«, sagte Aljona Sawtschenko. Manch anderem Duo geht nach vier Minuten die Luft aus, die austrainierten Sachsen könnten noch eine Weile weiterlaufen.

So wollte Szolkowy auch nicht ansatzweise Steuers Kritik an seiner angeblich zu laschen Trainingseinstellung gelten lassen. »Ich wüsste nicht, was ich noch tun sollte für den Sport«, meinte der Sohn eines tansanischen Arztes mit dem sächsischen Slang, »es war doch nur ein Toeloop, der daneben ging«. Der Vorwurf, er würde sich nicht zu 100 Prozent auf Eiskunstlauf konzentrieren und stattdessen die Freizeit mit Freunden genießen, wies er weit von sich: »Wenn ich das machen würde, könnte ich nicht einmal zehn Prozent von dem bringen, was wir hier gezeigt haben.«

Robin Szolkowy als Ruhepol im deutschen Trio

Der stets ruhige 29-Jährige ist der Gegenpol zur energiegeladenen Sawtschenko sowie dem fordernden Coach und gleicht viele Meinungsverschiedenheiten aus. »So lange wir erfolgreich bleiben, gehe ich gern durch diese Täler«, deutete Szolkowy manche für ihn schwierige Situationen in dem Trio an.

Ihr Minimalziel erreichten Maylin Hausch aus Oberstdorf und der Essener Daniel Wende. Die deutschen Vizemeister landeten bei ihrem gemeinsamen EM-Debüt auf Rang acht und qualifizierten sich damit ebenfalls für die Welttitelkämpfe in Los Angeles. dpa

Paare: 1. Sawtschenko/Szolkowy (Chemnitz) 199,07 Punkte, 2. Kawa-guchi/Smirnow (Rus) 182,77, 3. Mu-chortowa/Trankow (Rus) 182,07, 4. Wolossoschar/Morosow (Ukr) 171,34, 5. Iljuschetschkina/Maissuradse (Rus) 147,84, 6. Della-Monia/Kocon (Ita) 35,33, ... 8. Hausch/Wende (Oberst-dorf/Essen) 129,67. bis 10.

Männer (Stand nach Kurzprogramm): 1. Joubert (Fra) 86,90 Punkte, 2. Verner (Tsche) 81,45, 3. Contesti (Ita) 75,95, 4. van der Perren (Bel) 75,80, 5. Preaubert (Fra) 73,50, 6. Woronow (Rus) 71,29, ... 14. Liebers 62,19, 22. Brummer (beide Berlin) 53,47.

Eistanz (Stand nach Originaltanz): 1. Chochlowa/Nowizki (Rus) 99,60 Punkte, 2. Faiella/ Scali (Ita) 95,06, 3. Kerr/Kerr (Gbr) 92,60, 4. Pechalat/ Bourzat (Fra) 91,94, 5. Carron/Jost (Fra) 89,39, 6. Cappellini/Lanotte (Ita) 86,96, 7. Zaretski/Zaretski (Isr) 81,81, 8. Sadoroschjuk/Verbillo (Ukraine) 80,52, ...14. Carolina Hermann/Daniel Hermann (Dortmund) 74,15.

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