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Böse Gesänge der Hassprediger

Prozess gegen drei rechte Musiker, die mit antijüdischen CDs Profit machen

  • Lesedauer: 3 Min.
Peter Kirschey aus Berliner Gerichtssälen

Sie scheuen die Öffentlichkeit, agieren im Dunkeln. In finsterer Abgeschiedenheit produzieren sie giftige CDs. Und wenn die dann bei heimlichen Treffs alkoholisierter Neonazis in Lagerhallen oder Schuppen abgespielt werden, kocht die treudeutsche Seele, werden wilde Hasstänze im Bierdunst vollführt. »DST« nennt sich das Berliner Trio, übersetzt mit »Deutsch, Stolz, Treue«. Doch es geht hier nicht so sehr um Stolz oder Treue, es geht um blanken Hass – Hass auf Juden, Hass auf Deutschland, Hass auf Wahrheit.

Seit gestern stehen die drei Männer wegen Volksverhetzung und des Zeigens faschistischer Symbole auf den Schachteln vor Gericht. 460 CDs mit menschenverachtenden Texten unter dem Titel »Ave et Victoria« sollen sie produziert und über Internet mit weiteren Personen zu einem Preis von je zehn Euro verbreitet haben. Vor Gericht bevorzugen die drei etwas fülligen Herren die ganz leisen Töne und hüllen sich in Schweigen.

Zwei Passagen sollen hier zitiert werden, stellvertretend für den restlichen Sudelkram:

»Deutsche Brüder voller Hass

unsere Rasse ist am Sterben

deutsches Volk legt ab die Scham

die seit 45 du sollst tragen

ich sehe schon den Tag – der Rache, Rache, Rache, Rache

deutsches Volk erwache.«

Und noch dieses hier:

»Schlagt sie doch nieder, haut einfach drauf

legt sie in Ketten und hängt sie auf

erst wenn das Pack sein Blut wegfließen sieht weiß es genau

die NS-Macht die siegt.«

Die drei Neonazis zwischen 35 und 39 Jahren, nicht mehr ganz taufrisch, in schwarzer Kluft und geschorenen Haaren, finden die Veranstaltung im Gerichtssaal recht aufmunternd. Die Szene hatte ein paar Gesinnungskumpane delegiert, die ihnen freundlich zuwinkten. Alexander B., der erste der drei Angeklagten, ist Beamter in einem Berliner Bezirksamt und somit zu besonderer Staatstreue verpflichtet. Die anderen beiden, Alexander H. und Peter B. haben so richtig keinen Job. Was sie an den bisher verkauften CDs verdient haben, sagen sie nicht. Nun ist es an der 2. Großen Strafkammer, ihnen das Strafbare ihrer Musikproduktion nachzuweisen. Schwer zu beweisen sein wird, bei welchen rechten Gewaltstraftaten ihr aufhetzendes Geschrei eine Rolle gespielt haben könnte.

Zu Wort kommen polizeiliche Zeugen, die vor zwei Jahren an einer länderübergreifenden Großrazzia gegen die rechte Szene teilgenommen hatten. 75 Beamte hatten am 15. Februar 2007 einen rechten Laden in der Köpenicker Straße sowie 13 Wohnungen durchsucht und dabei 1100 CDs, T-Shirts mit Nazisymbolen sowie eine scharfe Pumpgun beschlagnahmt. Hergestellt wurden die Scheiben offenbar in Hessen und Nordrhein-Westfalen, die Hakenkreuzhemden wurden in Sri Lanka produziert. Seit 1997 ist das rechte Musikprojekt trotz aller Verschleierungstaktiken polizeibekannt. Unter dem Schlachtruf »Der Jude ist die große Gefahr der Menschheit« rufen sie zu Gewalt gegen jüdische Bürger auf und treten Menschenrechte mit Füßen.

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